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MIGLUSTAT (ZAVESCA) BEI M. GAUCHER

Seit April ist mit Miglustat (ZAVESCA) erstmals eine perorale Behandlung des Typ I der seltenen GAUCHER-Krankheit möglich. Die bislang verfügbare Enzymsubstitutionstherapie (EST) mit Imiglucerase (CEREZYME) erfordert lebenslange intravenöse Infusionen üblicherweise alle zwei Wochen. Miglustat ist nur für Patienten mit leichter bis mittelschwerer Erkrankung zugelassen, für die eine EST nicht infrage kommt.1 Die US- amerikanische Arzneimittelbehörde FDA hat die Zulassung vergangenes Jahr wegen unzureichender Nutzen- und Sicherheitsbelege abgelehnt.2

HINTERGRUND Weltweit sollen etwa 10.000 Personen von der erblichen Stoffwechselerkrankung betroffen sein. Wegen Mangels am Enzym Glucocerebrosidase häuft sich Glucosylceramid in Makrophagen an (so genannte GAUCHER-Zellen). Diese Zellen sammeln sich vor allem in Leber, Milz und Knochenmark und verursachen typische Symptome wie Hepatosplenomegalie, Anämie, Thrombozytopenie und Knochenschäden. 99% der Patienten leiden an der nicht-neuronopathischen Form der GAUCHER-Krankheit (Typ I).

Miglustat hemmt ein Enzym, das für den ersten Syntheseschritt der meisten Glykolipide verantwortlich ist und verringert so die Menge an Glucosylceramid. Wie die EST muss auch diese "Substratverminderungstherapie" lebenslang durchgeführt werden.

WIRKSAMKEIT: In zwei unkontrollierten Studien mit insgesamt 39 Patienten, die sich einer EST nicht unterziehen können (z.B. wegen schlechter Venen) oder wollen, verringert die 6- bzw. 12-monatige Einnahme von Miglustat Leber- und Milzgröße deutlich. Hämoglobin- und Thrombozytenwerte werden dagegen kaum beeinflusst.3,4 Die Wirkung scheint langsamer einzusetzen als bei Imiglucerase. Ob sich mit Miglustat überhaupt ein vergleichbarer Effekt erzielen lässt, bleibt offen.5

Nach unveröffentlichten Daten sollen nach Umstellung von EST auf Miglustat bei einigen Patienten die Thrombozytenzahlen deutlich abfallen - ein Hinweis, dass Miglustat allein die Aktivität der Krankheit möglicherweise weniger gut kontrolliert als die EST.5

Bei Personen mit schwerer Erkrankung ist Miglustat nicht geprüft. Ob es Skelettmanifestationen beeinflussen kann, bleibt ebenfalls offen.

STÖRWIRKUNGEN: Kenntnisse zur Sicherheit von Miglustat beruhen auf Daten von 80 Personen. Das Mittel hemmt auch verschiedene Disaccharidasen und verursacht daher Durchfall bei 86% der Anwender sowie Gewichtsverlust (64%), Blähungen (43%) und Bauchschmerzen (40%). Neurologische Störwirkungen betreffen 44% der Patienten, darunter Tremor (29%), Parästhesien (10%) und Verlust des Erinnerungsvermögens (6%).5

Miglustat beeinflusst die Spermatogenese und mindert die Fruchtbarkeit. Für zuverlässige Empfängnisverhütung ist zu sorgen. Männer sollen bis drei Monate nach Absetzen kein Kind zeugen.1

KOSTEN: Für Miglustat (ZAVESCA, 3 x tgl. 100 mg) sind pro Jahr 125.000 € aufzuwenden - "wenig" im Vergleich zu Imiglucerase (CEREZYME, jährlich 542.000 € für 60 E/kg Körpergewicht alle zwei Wochen bei 60 kg Körpergewicht), das 4,3-mal so viel kostet und damit zu den teuersten Mitteln der Welt zählt.

 Miglustat (ZAVESCA) soll jetzt die perorale Behandlung der leichten bis mittelschweren GAUCHER-Krankheit Typ 1 ermöglichen, wenn die Standardtherapie, die Enzymsubstitution (EST) mit Imiglucerase (CEREZYME), nicht in Betracht kommt. Langzeitdaten fehlen.

 Bei nicht vorbehandelten Patienten bietet Miglustat keine Vorteile.

 Werden unter EST stabile Patienten auf Miglustat umgestellt, scheint dieses die erzielte Krankheitsstabilisierung nicht aufrechterhalten zu können.5

© 2003 arznei-telegramm

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