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Kurz und bündig

Imatinib (GLIVEC) bei CML - Lebensverlängerung nur bei frühem zytogenetischen Ansprechen: Seit Anfang des Jahres ist der Tyrosinkinasehemmer Imatinib (GLIVEC) bei chronisch myeloischer Leukämie (CML) nicht nur nach Versagen der bisherigen Standardtherapie mit Interferon alfa (IFN-alfa; INTRON A, ROFERON A) zugelassen, sondern auch zur Primärtherapie. Belegt sind bisher nur Effekte des Mittels auf Surrogatparameter. Hämatologische und zytogenetische Ansprechraten sowie die Häufigkeit des progressionsfreien Überlebens sind unter Imatinib in einer randomisierten Vergleichsstudie signifikant höher als unter IFN-alfa plus Cytarabin (ALEXAN, UDICIL; a-t 2001; 32: 117-8 und 2003; 34: 38-9). Ob Imatinib das Überleben günstig beeinflusst, ist nicht bekannt und wird sich wegen Undurchführbarkeit in randomisierten kontrollierten Studien vermutlich nicht mehr untersuchen lassen. Eine britisch-amerikanische Arbeitsgruppe vergleicht jetzt das Überleben von 143 Patienten mit CML in der chronischen Phase, die nach Versagen von IFN-alfa im Rahmen einer Phase-II-Studie täglich 400 mg (bis 800 mg) Imatinib einnehmen, mit dem von 246 historischen Kontrollen. Die Patienten der Kontrollkohorte haben an einem randomisierten Vergleich von IFN-alfa mit Chemotherapie teilgenommen. Die Krankheitscharakteristika der beiden Kohorten sind ähnlich. Auch in der Kontrollgruppe hat IFN- alfa versagt. Diese Patienten verwenden bis zum Fortschreiten der Krankheit weiterhin IFN-alfa (50%) oder wechseln auf Hydroxycarbamid (LITALIR u.a., 47%) oder Busulfan (MYLERAN, 3%). Die Sterblichkeit der Imatinib-Anwender ist insgesamt signifikant geringer (relatives Risiko [RR] 0,54; 95% Vertrauensintervall [CI] 0,31 bis 0,93). Voraussetzung für einen Überlebensvorteil ist jedoch ein zumindest geringes zytogenetisches Ansprechen (minor response) - definiert als höchstens 65% Philadelphiachromosom-positive Zellen in der Metaphase - innerhalb der ersten sechs Monate nach Therapiebeginn. Patienten, bei denen sich dieser Therapieeffekt nicht erzielen lässt (Nonresponder, 46%), haben ein signifikant erhöhtes Sterblichkeitsrisiko im Vergleich mit den Kontrollen (RR 1,69; 95% CI 1,09 bis 2,64). Die Überlebenswahrscheinlichkeit der Imatinib-Anwender mit zytogenetischem Ansprechen liegt nach Berechnung der Autoren acht Jahre nach Diagnose bei 78,4%, die der Kontrollen bei 22,6% und die der Imatinib-Nonresponder bei 6,2%. Die Autoren empfehlen daher einen frühzeitigen Therapiewechsel für Patienten, bei denen sich unter Imatinib keine zytogenetische Antwort erzielen lässt (MARIN, D. et al.: Lancet 2003; 362: 617-9/ati d). Das optimale Vorgehen bei Imatinib-Nonrespondern sollte zudem jetzt prospektiv kontrolliert überprüft werden, -Red.

© 2003 arznei-telegramm

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