Capillary-Leak-Syndrom unter Imiquimod (ALDARA Creme): Ein 56-Jähriger trägt dreimal wöchentlich das Feigwarzenmittel
Imiquimod (ALDARA 5% Creme)auf zahlreiche aktinische Keratosen im Bereich der Stirn auf. Zwölf Tage nach Beginn der Behandlung kommt er wegen
thorakaler Schmerzen, Übelkeit und Erbrechen mit der Verdachtsdiagnose "akutes Koronarsyndrom"in ein Krankenhaus. Dort fallen generalisierte
Ödeme an Armen und Beinen, Eiweißmangel (24 g/l) sowie ausgeprägte Erhöhung von Erythrozytenzahl (7,7 Mio./µl), Hämoglobin
(23,7 g/dl) und Hämatokrit (68%) auf. Nach zwei Aderlässen und mehreren Humanalbumin-Infusionen fällt das Hämoglobin vorübergehend
auf 8 g/dl. Eine myeloproliferative Erkrankung wird ausgeschlossen. Nach neuntägigem Aufenthalt verlässt der Mann das Krankenhaus mit gutem
Allgemeinbefinden und nimmt die Lokaltherapie mit Imiquimod wieder auf. Gut zwei Monate später wird er mit Bauchschmerz, Übelkeit,
Schweißausbrüchen und Luftnot erneut stationär aufgenommen. Polyglobulie und ausgeprägte Muskel- und Hautödeme führen
schließlich zu der Diagnose "Leakage-Syndrom nach topischer Anwendung von Imiquimod". Innerhalb von 24 Stunden lagert der Patient 20 l
Flüssigkeit ein und entwickelt eine Rhabdomyolyse mit Multiorganversagen. Unter intensivmedizinischer Behandlung einschließlich Beatmung,
Hämodialyse und Bluttransfusionen erholt er sich schließlich (NETZWERK-Bericht 13.028). Beim Capillary-Leak-Syndrom kommt es plötzlich und
vorübergehend zu erhöhter Durchlässigkeit der Kapillaren mit Austritt von Flüssigkeit und Eiweiß in das umliegende Gewebe,
Hämokonzentration (Pseudo-Polyglobulie) und Hypalbuminämie. Die Ursache der seltenen, in Episoden auftretenden Erkrankung ist unklar. Das Syndrom
ist auch bei kritisch Kranken sowie in Verbindung mit verschiedenen Arzneimitteln, beispielsweise dem Antimetaboliten Gemcitabin (GEMZAR) sowie Interferonen,
beschrieben. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte dokumentiert einen weiteren Bericht über erhöhte Kapillarpermeabilität mit
generalisierten Ödemen, akutem Nierenversagen und Brustschmerz in Verbindung mit der - nicht zugelassenen - Anwendung von Imiquimod bei aktinischer
Keratose. Eine Doppelerfassung kann die Behörde derzeit weder ausschließen noch bestätigen (BfArM: Schreiben vom 22. Dez. 2003). Schwere
systemische Folgen des Externums sind beschrieben (a-t 2003; 34: 23).
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