logo
logo
Die Information für medizinische Fachkreise
Neutral, unabhängig und anzeigenfrei
vorheriger Artikela-t 2009; 40: 48-9nächster Artikel
Kurz und bündig

Kalziumdobesilat (DEXIUM u.a.) ohne Nutzen bei diabetischer Retinopathie

Der bundesdeutsche Arzneimittelmarkt war jahrzehntelang ein Dorado so genannter vasoaktiver Stoffe. Gelegentlich wurde versucht, deren Mangel an therapeutischem Nutzen durch messbare pathophysiologische Surrogateffekte zu übertünchen. Dann und wann führte dies zu arzneigesetzlichen Zulassungen. Ein Teil dieser Mittel firmiert heute als "Venentherapeutika", ist nicht verschreibungspflichtig und belastet damit zumindest nicht die Budgets der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV). Eine Ausnahme bildet das verschreibungspflichtige Kalziumdobesilat (DEXIUM u.a.), das in der Roten Liste seit gut zehn Jahren als Ophthalmikum ausgewiesen ist, nachdem es zuvor die Stationen gefäßabdichtende Mittel, Venenmittel, durchblutungsfördernde Mittel sowie erneut Venenmittel durchlaufen hat und heute auch für die Indikation diabetische Retinopathie angeboten wird. Für Kalziumdobesilat wurde in kleineren und meist kurzen Studien unter anderem eine fluoreszenzphotometrisch messbare Stabilisierung der Blut-Retina-Schranke sowie eine Senkung der Blutviskosität nachgewiesen. Eine Zweijahresstudie aus dem Jahre 1995 ließ keinen Einfluss auf die Progression der diabetischen Retinopathie erkennen (HAAS, A. et al.: Klin. Monatsbl. Augenheilkd. 1995; 206: 17-21). Dies führte zwar nicht zur Einschränkung der Zulassung, verminderte aber wohl den Umsatz des Mittels zu Lasten der GKV. In einer jetzt erschienenen randomisierten Fünfjahresstudie wird an 635 Patienten mit Typ-II-Diabetes und leichter bis mäßig ausgeprägter diabetischer Retinopathie untersucht, ob täglich 1.500 mg Kalziumdobesilat das Auftreten klinisch signifikanter Makulaödeme beeinflussen. Dabei findet sich zwischen Verum und Plazebo kein statistisch fassbarer Unterschied. Numerisch kommen klinisch signifikante Makulaödeme unter Kalziumdobesilat sogar häufiger vor (86/324 vs. 69/311 unter Plazebo; HARITOGLOU, C. et al.: Lancet 2009; 373: 1364-71). Angesichts dieser Beleglage sollte die Indikations-Odyssee von Kalziumdobesilat schleunigst beendet werden, -Red.

© 2009 arznei-telegramm, publiziert am 15. Mai 2009

Autor: Redaktion arznei-telegramm - Wer wir sind und wie wir arbeiten

Diese Publikation ist urheberrechtlich geschützt. Vervielfältigung sowie Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen ist nur mit Genehmigung des arznei-telegramm® gestattet.

vorheriger Artikela-t 2009; 40: 48-9nächster Artikel