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Kurz und bündig

CHOL-KUGELETTEN - vom nutzlosen Cholagogum zum überteuerten Laxans

1954 brachte die Firma Dolorgiet CHOL-KUGELETTEN gegen "Erkrankungen des Leber-Galle-Systems" auf den Markt. Als typisches Arzneimittel der 1950er Jahre war es ein Mischpräparat mit elf Bestandteilen, darunter Schöllkrautextrakt, Curcumin und zwei Abführmittel: Aloeextrakt und ein Isatinabkömmling. Das leberschädliche Isatin wurde in den 1970er Jahren gegen Bisacodyl ausgetauscht. Ein Nutzen der Kombination für Leber und Galle ist nicht belegt. Wir haben das Produkt daher seinerzeit als "verkapptes Abführmittel" und die empfohlene kurmäßige Anwendung als "Empfehlung zum Abführmittelmissbrauch" charakterisiert (alarm-telegramm, A.V.I. Berlin 1989, Seite 37-8). Immerhin machten CHOL-KUGELETTEN Mitte der 1970er Jahre mit zwei Millionen verkauften Packungen mehr als 20% des Umsatzes von Dolorgiet aus. Im Zuge der Ächtung von Vielfachkombinationen folgten 1990 das "Cholagogum" CHOL-KUGELETTEN NEU, eine Kombination aus Schöllkraut- und Aloeextrakt, und 2011 CHOL-KUGELETTEN MONO, das nur noch Aloeextrakt enthält, standardisiert auf 10 mg Aloin pro Tablette, und als "Abführhilfe" bei krampfartigen Beschwerden dienen soll. Unter anderem wegen unerwünschter kolikartiger Bauchschmerzen raten wir jedoch von der drastisch wirkenden Aloe ab (Arzneimittelkursbuch 2010/ 11, A.V.I. Berlin, Seite 122). Abführmittel der Wahl sind beispielsweise Quellmittel oder Laktulose (BIFITERAL, Generika). Der Clou des wiederholten Recyclings des ehemals gut bekannten Warenzeichens CHOL-KUGELETTEN liegt für die Firma im Preis: 30 Tabletten kosten 14,99 €. Dabei bietet Dolorgiet mit KRÄUTERLAX ein weiteres Laxans an, das über die Jahre zum Einstoffpräparat gewandelt wurde und pro Dragee mit 15 mg Aloin in Aloeextrakt 50% höher dosiert ist als CHOL-KUGELETTEN, aber lediglich 4,97 € pro 30 Stück kostet. Unsere zweifache Anfrage bei Dolorgiet, worin die Innovation liegt, die den auf mg-Basis viereinhalbfach höheren Preis für CHOL-KUGELETTEN MONO rechtfertigt, blieb unbeantwortet. Das verwundert uns nicht, -Red.

© 2011 arznei-telegramm, publiziert am 11. Februar 2011

Autor: Redaktion arznei-telegramm - Wer wir sind und wie wir arbeiten

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