Akute Rhinosinusitis - Antibiotika erneut auf dem Prüfstand
Die meisten akuten Nasennebenhöhlenentzündungen werden durch Viren hervorgerufen und verlaufen in der Regel innerhalb von durchschnittlich zweieinhalb Wochen selbstlimitierend. Dennoch ist die Rhinosinusitis einer der häufigsten Gründe für die Verschreibung von Antibiotika in der Allgemeinpraxis. In kritischen Leitlinien wie die der DEGAM* werden Antibiotika nur bei schwerem Verlauf oder erhöhtem Komplikationsrisiko empfohlen. Eine aktuelle Cochrane-Metaanalyse bekräftigt die negative Nutzen-Schaden-Bilanz von Antibiotika bei unkomplizierter Rhinosinusitis Erwachsener. Ausgewertet werden zehn doppelblinde plazebokontrollierte randomisierte Studien mit insgesamt 2.450 Teilnehmern, bei denen keine Immunsuppression vorliegt. Unabhängig von der Behandlungsgruppe sind etwa die Hälfte der Patienten nach einer Woche wieder gesund, gut zwei Drittel nach 14 Tagen. Antibiotika führen zu einer geringfügigen Verkürzung der Krankheitsdauer: Dabei müssen 18 Patienten antibiotisch behandelt werden, um die Dauer bei einem zu verkürzen. Dagegen verursacht die Antibiotikatherapie aber bei einem von acht Patienten zusätzliche unerwünschte Effekte, darunter vor allem Übelkeit und Erbrechen, Bauchschmerzen oder Durchfall. Die einzige schwerwiegende Komplikation, ein Hirnabszess, tritt unter Antibiotikatherapie auf (LEMIENGRE, M.B. et al.: Antibiotics for clinically diagnosed acute rhinosinusitis in adults. Cochrane Database of Systematic Reviews, Stand März 2012; Zugriff Nov. 2012/ati d).
* | DEGAM = Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin |
© 2012 arznei-telegramm, publiziert am 9. November 2012
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