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SGLT-2-HEMMER EMPAGLIFLOZIN(JARDIANCE) BEI TYP-2-DIABETES

Mit Empagliflozin (JARDIANCE) ist seit dem 15. August 2014 nach Dapagliflozin (FORXIGA, a-t 2013; 44: 1-3) und Canagliflozin (INVOKANA, a-t 2014; 45: 45-7) der dritte Hemmstoff des Natrium-Glukose-Kotransporters 2 (SGLT 2) zur Behandlung des Typ-2-Diabetes im Handel. Alle drei fördern die Glukoseausscheidung über die Nieren. Die zugelassenen Anwendungsgebiete von Empagliflozin als Monotherapie und add-on1 stimmen mit denen der beiden anderen SGLT-Hemmer überein.

Empagliflozin senkt das HbA1c gegenüber Plazebo im Mittel um 0,44% bis 0,74% unter täglich 10 mg und um 0,52% bis 0,85% unter täglich 25 mg und damit ähnlich wie Dapagliflozin und Canagliflozin. Wie bei diesen nimmt der Effekt im Alter und mit zunehmender Niereninsuffizienz ab. Auch das Störwirkungsprofil entspricht mit verstärktem Wasserlassen, Zunahme von Genital- und Harnwegsinfektionen sowie der Gefahr von Volumenmangel, Hypotonie und Nierenfunktionsverschlechterung dem der beiden anderen SGLT-Hemmer. Wie bei Canagliflozin werden im Versuch mit Nagern unter Empagliflozin Leydig-Zell- und tubuläre Nierentumoren beobachtet. In klinischen Studien erkranken unter Empagliflozin zwei Patienten an Blasenkrebs, in den Kontrollgruppen keiner. Ein Ungleichgewicht zu Ungunsten von Empagliflozin besteht auch beim malignen Melanom (keine Zahlenangaben2). Aus den Zulassungsstudien ergibt sich zudem das Risikosignal eines schweren Leberschadens unter Empagliflozin, das ebenso wie das potenziell erhöhte Risiko von Krebs im Harntrakt Gegenstand der Postmarketingüberwachung ist.2

Ein Vorteil gegenüber anderen Antidiabetika ist nicht hinreichend belegt. In einem Vergleich mit Glimepirid (AMARYL, Generika; täglich bis 4 mg)3 schneidet Empagliflozin (täglich 25 mg) zwar im Hinblick auf das HbA1c nach zwei Jahren geringfügig (Differenz: 0,11%) besser ab als der Sulfonylharnstoff und wirkt sich auch auf das Körpergewicht (Differenz: 4,5 kg) und bestätigte Hypoglykämien (2% versus 24%) besser aus.3 Für letztere dürfte in der Kontrollgruppe jedoch auch die forcierte Titrierung von Glimepirid auf einen normnahen Nüchternblutzucker hin verantwortlich sein (vgl. a-t 2013; 44: 73-5). Schwerwiegende unerwünschte Effekte kommen unter der Neuerung zudem häufiger vor (16% vs. 11%).3 Der Langzeiteffekt auf Folgeerkrankungen des Diabetes ist nicht bekannt. In der frühen Nutzenbewertung wurde bislang keinem SGLT-Hemmer ein Zusatznutzen zuerkannt.

Empagliflozin kostet monatlich 67 € für täglich 25 mg und damit knapp 40% weniger als Canagliflozin (107 € für täglich 300 mg) - bei Verordnung der jeweils größten Packung. Es ist aber fast doppelt so teuer wie Dapaglifloxin (35 € für täglich 10 mg), dessen Preis nach Abschluss der frühen Nutzenbewertung bereits deutlich gesenkt werden musste.

∎  Wir sehen beim derzeitigen Kenntnisstand für Empagliflozin (JARDIANCE) bei Typ-2-Diabetes ebenso wenig eine Indikation wie für die anderen SGLT-2-Hemmer Dapagliflozin (FORXIGA) und Canagliflozin (INVOKANA).

  (R = randomisierte Studie)
1 Boehringer Ingelheim: Fachinformation JARDIANCE, Stand Mai 2014
2 EMA: Europ. Beurteilungsbericht JARDIANCE, Stand März 2014 http://www.a-turl.de/?k=unge
R  3 RIDDERSTRÅLE, M. et al.: Lancet Diabetes Endocrinol., online publ. am 16. Juni 2014; doi:10.1016/S2213-8587(14)70120-2 (20 Seiten)

© 2014 arznei-telegramm, publiziert am 22. August 2014

Autor: Redaktion arznei-telegramm - Wer wir sind und wie wir arbeiten

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