ADJUVANTES TAMOXIFEN (NOLVADEX, GENERIKA) BEI BRUSTKREBS
... Leitlinien empfehlen 10 Jahre
Nachdem vor gut einem Jahr die positiven Ergebnisse der ATLAS-Studie zur zehnjährigen adjuvanten Tamoxifen (NOLVADEX, Generika)-Therapie bei Hormonrezeptor-positivem Brustkrebs publiziert wurden, mit verminderter Gesamtsterblichkeit im Vergleich zum bisherigen Standard der fünfjährigen Einnahme (a-t 2013; 44: 18-9),1 wird die verlängerte Therapiedauer für Frauen vor und nach den Wechseljahren jetzt auch in Leitlinien der hiesigen AGO* sowie der US-amerikanischen ASCO* empfohlen.2,3 Die ASCO führt für die Empfehlung auch die bislang nicht vollständig publizierte aTTom-Studie an, deren Ergebnisse 2013 auf dem ASCO-Kongress vorgestellt wurden und die in dieselbe Richtung wie die ATLAS-Studie weisen.4 Die aTTom-Studie findet danach ein signifikant vermindertes Rezidivrisiko unter zehnjähriger Einnahme. Brustkrebs- und Gesamtsterblichkeit werden in der Tendenz, allerdings nicht signifikant vermindert.4
* | AGO = Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie ASCO = American Society of Clinical Oncology |
Die neuen Daten haben jetzt dazu geführt, dass die ASCO für Frauen nach den Wechseljahren nicht mehr, wie noch 2010,5 grundsätzlich empfiehlt, einen Aromatasehemmer in die adjuvante Therapie zu integrieren. Vielmehr werden für diese Frauen die Optionen zehn Jahre Tamoxifen, fünf Jahre Aromatasehemmer, fünf Jahre Tamoxifen plus fünf Jahre Aromatasehemmer oder zwei bis drei Jahre Tamoxifen plus fünf Jahre Aromatasehemmer** mit gleicher Empfehlungsstärke angeraten.3 Die AGO gewichtet ihre Empfehlungen für die verschiedenen Regime mit Aromatasehemmern zum Teil etwas anders als die ASCO, die 10-jährige Tamoxifentherapie rangiert aber auch bei der AGO auch bei Frauen nach den Wechseljahren unter den Optionen mit der höchsten Empfehlungsstärke.2 Wie die Leitlinien-Autoren betonen, sind für Aromatasehemmer Nutzen und Sicherheit einer länger als fünfjährigen Einnahme bisher nicht belegt.2,3 Auch fehlen Studiendaten zum Wechsel auf Tamoxifen nach fünfjähriger Aromatasehemmertherapie sowie Vergleiche zwischen der zehnjährigen Tamoxifeneinnahme mit Regimen, die einen Aromatasehemmer beinhalten. Das optimale Verfahren bleibt zu klären.
** | Diese Empfehlung lässt sich aus den entsprechenden Studien nicht direkt ableiten: Hier wurde im Anschluss an zwei bis drei Jahre Tamoxifen jeweils nur eine zwei- bis dreijährige Einnahme eines Aromatasehemmers geprüft (vgl. a-t 2009; 40: 56-9). |
Wir bevorzugen beim derzeitigen Kenntnisstand für Frauen nach den Wechseljahren zehn Jahre Tamoxifen. Alternativ können fünf Jahre Letrozol (FEMARA, Generika) oder – im Anschluss an zwei bis drei Jahre Tamoxifen – zwei bis drei Jahre Exemestan (AROMASIN, Generika) in Betracht gezogen werden, für die es ebenfalls einen Hinweis auf lebensverlängernden Effekt gibt gegenüber der fünfjährigen Tamoxifentherapie, allerdings auf weniger robuster Datenbasis (vgl. a-t 2011; 42: 107-8).6,7 Dagegen ist für die fünfjährige Anschlusstherapie mit Letrozol nach fünf Jahren Tamoxifen im Vergleich zu fünf Jahren Tamoxifen allein nur eine Senkung des Rezidivrisikos, aber in der Intention-to-treat-Analyse kein Einfluss auf die Überlebensrate belegt.8 Ebenso fehlen weiterhin aus den übrigen Studien zur adjuvanten Brustkrebstherapie mit Aromatasehemmern überzeugende Belege für einen lebensverlängernden Effekt im Vergleich mit Tamoxifen.9,10 Aromatasehemmer und Tamoxifen unterscheiden sich auch im Störwirkungsprofil, was für die individuelle Wahl gegebenenfalls Kriterium sein kann. Betroffene Frauen sollten über den Kenntnisstand aufgeklärt werden und auf dieser Basis entscheiden.
Leitlinien empfehlen jetzt statt der bisherigen fünfjährigen Therapiedauer die zehnjährige Einnahme von Tamoxifen (NOLVADEX, Generika) in der adjuvanten Behandlung des Brustkrebses, die in neueren Studien das Rezidivrisiko und in der größten auch die Sterblichkeit im Vergleich zur kürzeren Therapiedauer gemindert hat.
(R = randomisierte Studie) | |
R 1 | DAVIES, C. et al.: Lancet 2013; 381: 805-16 |
2 | Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie: Diagnostik und Therapie von Patientinnen mit primärem und metastasierten Brustkrebs, Stand März 2014; http://www.a-turl.de/?k=asla |
3 | BURSTEIN, H.J. et al.: J. Clin. Oncol. 2014; 32: 2255-69 |
4 | GRAY, R.G. et al.: J. Clin. Oncol. 2013; 31: (Suppl.): Abstr. 5 |
5 | BURSTEIN, H.J. et al.: J. Clin. Oncol. 2010; 28: 3784-96 |
R 6 | REGAN, M.M. et al.: Lancet Oncol. 2011; 12: 1101-8 |
R 7 | BLISS, J.M. et al.: J. Clin. Oncol. 2012; 30: 709-17 |
R 8 | JIN, H. et al.: J. Clin. Oncol. 2012; 30: 718-21 |
R 9 | DUBSKY, P.C. et al.: J. Clin. Oncol. 2012; 30: 722-8 |
R 10 | BOCCARDO, F. et al.: Eur. J. Cancer 2013; 49: 1546-54 |
© 2014 arznei-telegramm, publiziert am 19. September 2014
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