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Nebenwirkungen

HYPERSENSITIVITÄTSREAKTIONEN AUF FLURBIPROFEN-RACHENTHERAPEUTIKA

Die Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker warnt vor Hypersensitivitätsreaktionen in Verbindung mit Flurbiprofen-haltigen Rachentherapeutika (DOBENDAN DIREKT FLURBIPROFEN u.a.).1 In 16 von 53 innerhalb von fünf Jahren erfassten Berichten verlaufen die unerwünschten Wirkungen in Verbindung mit Flurbiprofen-Lutschtabletten oder -Rachenspray schwerwiegend und umfassen primär Symptome einer Hypersensitivitätsreaktion einschließlich Schwellungen an Lippen, Zunge oder Rachen, schwere Asthmaanfälle und Blasenbildung der Haut.1,2 Unter den Betroffenen sind drei Patienten mit vorbestehendem Asthma bronchiale sowie je einer mit bekannter Wespengiftallergie bzw. Pollinose.1

Rachentherapeutika, die das nichtsteroidale Antirheumatikum (NSAR) enthalten, dürfen seit 2004 rezeptfrei zur kurzzeitigen symptomatischen Behandlung schmerzhafter Entzündungen der Rachenschleimhaut vertrieben werden. Der Sachverständigenausschuss Verschreibungspflicht stufte das Risiko unerwünschter Wirkungen seinerzeit als „gering“ ein.3 Flurbiprofen-haltige Rachentherapeutika werden jedoch laut Fachinformation4 häufig – also bei mindestens 1% der Anwender – mit Ulzerationen der Mundschleimhaut in Verbindung gebracht. Risikosteigernd könnte sich auswirken, dass alle angebotenen Lutschtablettenpackungen 24 Tabletten enthalten und somit – bei maximaler Tagesdosis von fünf Lutschtabletten – eine Anwendungsdauer von fast fünf Tagen ermöglichen. Laut Produktinformation sollte das Rachentherapeutikum jedoch nicht länger als drei Tage verwendet werden.4

Die Empfehlung der Arzneimittelkommission, Nutzen und Risiken der Präparate sorgfältig abzuwägen und Patienten über das Risiko von Hypersensitivitätsreaktionen zu beraten,1 greift unseres Erachtens zu kurz: Aus Gründen des vorbeugenden Verbraucherschutzes raten wir von der Verwendung der von uns als „zweifelhaftes Therapieprinzip“5 bewerteten Flurbiprofen-Rachentherapeutika ab. Alternativ können Lidokain-Lutschtabletten (TRACHILID) symptomatisch Linderung bringen, –Red.

1AMK der Deutschen Apotheker: Pharm. Ztg. 2018; 163 (Nr. 19): 81
2AMK der Deutschen Apotheker: Schreiben vom 4. Juni 2018
3DAZ 2004; 144: 2834

© 2018 arznei-telegramm, publiziert am 8. Juni 2018

Autor: Redaktion arznei-telegramm - Wer wir sind und wie wir arbeiten

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