Mehr Wasser trinken gegen rezidivierende Zystitis?
Eine aktuell publizierte Studie1 untersucht erstmals randomisiert die Frage, ob bei rezidivierender Zystitis eine erhöhte Flüssigkeitszufuhr weitere Rezidive verhindern kann. 140 nicht schwangere gesunde Frauen vor der Menopause mit anamnestisch wenigstens drei Blasenentzündungen in den letzten zwölf Monaten, berichteter Trinkmenge unter 1,5 l pro Tag und Osmolalität von wenigstens 500 mOsm/kg im 24-Stunden-Urin sowie Urinvolumen unter 1,2 l nehmen teil. Sie sind im Mittel 36 Jahre alt und zu 92% sexuell aktiv. Die Frauen in der Interventionsgruppe trinken ein Jahr lang zusätzlich zur üblichen Flüssigkeitsaufnahme täglich 1,5 l Wasser – eine 500 ml Flasche zu jeder Mahlzeit, die vor der nächsten Mahlzeit ausgetrunken sein soll. Bei diesen Frauen treten im Mittel 1,7 Zystitiden innerhalb eines Jahres auf, in der Kontrollgruppe 3,2 (Differenz 1,5; 95% Konfidenzintervall [CI] 1,2-1,8; primärer Endpunkt). Die Zahl der Antibiotikatherapien liegt bei durchschnittlich 1,9 gegenüber 3,6 pro Jahr (Differenz 1,7; 95% CI 1,3-2,1). Unerwünschte Ereignisse sollen sich in den Gruppen nicht unterscheiden. Die Studie wurde an nur einem Zentrum in Bulgarien durchgeführt und von der Firma Danone Research finanziert, die Wasser in Flaschen verkauft und für die Studie zur Verfügung gestellt hat.1 Da sich die Intervention nicht verblinden lässt und die Frauen monatlich unter anderem für ein dreitägiges Flüssigkeitsaufnahme-Tagebuch kontaktiert wurden, sind die Ergebnisse möglicherweise verzerrt und lassen sich in der Praxis eventuell nicht reproduzieren. Erhobene Daten zur Lebensqualität sind zudem nicht publiziert. Der beschriebene Effekt erscheint jedoch relevant, die Anwendung sicher, und Flaschenwasser kann kostengünstig durch Trinkwasser aus dem Wasserhahn ersetzt werden. Aus unserer Sicht lässt sich daher ein Versuch bei sonst gesunden Frauen vor der Menopause mit rezidivierender Zystitis und Trinkmenge unter 1,5 l pro Tag rechtfertigen, –Red.
(R = randomisierte Studie) | ||
R | 1 | HOOTON, T.M. et al.: JAMA Intern. Med. 2018; 178: 1509-15 |
© 2018 arznei-telegramm, publiziert am 16. November 2018
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