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ENGLAND: GENERELLER VERKAUFSSTOPP
FÜR METIPRANOLOL-AUGENTROPFEN –
GEFAHR DER ERBLINDUNG

Auch für Metipranolol-Augentropfen in der niedrigsten Konzentration von 0,1% liegen in Großbritannien Berichte über Entzündungen der Iris und des Ziliarkörpers des Auges (Uveitiden) vor (vgl. a-t 1 [1991], 7). Die in Deutschland unter den Warenzeichen BETAMANN/NORMOGLAUCON vermarkteten Zubereitungen zur Senkung des intraokularen Druckes (Glaukom) werden in Großbritannien in allen Wirkstärken aus dem Handel genommen. Die Glaukombehandlung soll so schnell wie möglich auf andere Mittel umgestellt werden. Hierzu fordert die englische Vertriebsfirma Smith & Nephew in einer öffentlichen Erklärung Augenärzte auf.1

Welche Umstände der unerwünschten Wirkung zugrunde liegen, wird gegenwärtig untersucht. Einlassungen der Berliner Dr. Mann Pharma, die deutschen Metipranolol-Augentropfen würden andersartig hergestellt und konserviert und seien deshalb unbedenklich, überzeugen nicht. Auch außerhalb Englands sind Uveitiden nach topischen Metipranolol-Zubereitungen beschrieben. In der Schweiz nahm die Ciba-Tochter Dispersa ihre Metipranolol- 0,6%-Zubereitung zwischenzeitlich vom Markt.

Die durch den Betablocker Metipranolol induzierte Uveitis steht in bedenklicher Nähe zum okulo-mukokutanen Syndrom nach Practolol (DALZIC) – einem kardioselektiven Betablocker, der 1975 u.a. wegen zytotoxischer Reaktionen am Auge zum Teil mit chronischer Iridozyklitis zurückgezogen werden mußte (a-t 4 [1975], 32).

Nach Metipranolol sind Spätschäden am Auge nicht auszuschließen. Die immunallergisch bedingte Uveitis hat Bezüge zu systemischen immunpathologischen Prozessen. Sie wird den Autoimmunerkrankungen zugerechnet. Autoimmune Kettenreaktionen, die von außen angestoßen werden, können zu entzündlicher Gewebszerstörung führen. Sie machen bisweilen eine langwierige immunsuppressive Behandlung erforderlich, ohne daß bis heute eine Idealtherapie vorhanden wäre.2 10% der in den USA gesetzlich anerkannten Erblindungen beruhen auf einer Uveitis.3

1

Pharmaceutical Journal vom 19. Jan. 1991

2

SCHEIFFARTH, O. F., M. KOLLMANN: Dtsch. Ärztebl. 88:4 (1991), C- 132

3

BIENFANG, D. C. et al.: N. Engl. J. Med. 323 (1990), 963


© 1991 arznei-telegramm

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