ABFÜHRMITTELMISSBRAUCH WAS TUN? |
Welche Möglichkeiten sehen Sie für die Entwöhnung nach Mißbrauch anthrachinonhaltiger Abführmittel? Dieses
Problem beschäftigt uns sehr seit Beginn der Apothekenpflicht für diese Mittel. Jahrzehntelange Einnahme der entsprechenden Drogen ist die Regel.
Meistens werden Mischungen von gleichen Teilen Sennesblättern und -schoten verlangt, teils als Tee, mehr aber noch als Pulver. Hinweise unsererseits
werden mit den zu erwartenden Bemerkungen über die Gewöhnung beantwortet, auch seien zum Beispiel die Kaliumwerte normal... Unsere Erfahrungen
mit Entwöhnungsplänen, den Patienten auch schriftlich mitgegeben, sind negativ. Abführmittelmißbrauch begünstigt durch Kaliumverarmung Obstipation. Anthrachinonhaltige Mittel (Präparate mit Aloe, Faulbaumrinde,
Rhabarber, Sennesblätter und -schoten) schädigen zudem die Innervation des Plexus myentericus zum Teil irreversibel. Im Endstadium ist der Darm ein
funktionsloses Rohr (RIEMANN, J. F. et al.: intern. prax. 23 [1983], 155). Abführmittelverwender müssen eindringlich auf dieses Risiko der oft
verharmlosend als "natürlich" oder "rein pflanzlich" bezeichneten Laxantien hingewiesen werden. Die Präparate sind ggf. sofort
abzusetzen. Im Gespräch ist nach den Ursachen der mißbräuchlichen Dauereinnahme zu forschen, die möglicherweise auf falschen
Vorstellungen zur Stuhlfrequenz beruht, aber auch medikamentenbedingt (Anticholinergika, Psychopharmaka, Antihistaminika, Opioide etc.) sein kann. Etwa
zugrundeliegende Erkrankungen (Schilddrüsenunterfunktion, Tumoren im Magen-Darm-Trakt etc.) sind auszuschließen bzw. zu behandeln. |
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