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Korrespondenz

IST MELPERON (EUNERPAN) EINE ALTERNATIVE ZU LEPONEX?

Die Firma Nordmark behauptet von ihrem Präparat EUNERPAN, daß bisher weder von seiten niedergelassener Ärzte noch in klinischen Studien Spätdyskinesien beobachtet wurden... Verfügen Sie dazu über Informationen?

Dr. E. RUMPF (Oberarzt, Arzt f. Psychiatrie u. Neurologie)
Rheinische Landesklinik Langenfeld
W-4018 Langenfeld


Melperon (EUNERPAN) ist ein Butyrophenon mit schwacher neuroleptischer Wirkstärke. Die Substanz ist unzureichend dokumentiert. Klinische Studien, die eine Beantwortung der Frage nach tardiven Dyskinesien zulassen, liegen nicht vor. Sie wurden unseres Wissens vom Hersteller auch nicht veranlaßt. Aufgrund des geringen Verbrauchs und der kurzen Verwendungsdauer liegt ein adäquater Kenntnisstand zur Beantwortung der Frage nach Spätdyskinesien ebenfalls nicht vor. Da die Substanz jedoch bei der Kurzzeitanwendung das typische Wirkbild von schwach potenten Neuroleptika des Butyrophenontyps einschließlich der extrapyramidalen Störwirkungen bietet, sehen wir keinen Anhalt dafür, daß Spätdyskinesien auszuschließen sein könnten. Der Versuch des Herstellers, in Werbeschreiben aus tierexperimentellen Befunden auf eine Verwandtschaft von Melperon zu Clozapin (LEPONEX) zu schließen, ist irreführend. Es existieren weder strukturchemische noch wirktypische Verwandtschaften zwischen Melperon und Clozapin. Es gibt auch keine tierexperimentellen Modelle, die es erlauben, das Risiko von Spätdyskinesien auszuschließen. Für wie dumm die Firma Ärzte hält, läßt sich anhand des "PS" im Werbeschreiben abschätzen. ("Die Therapie mit EUNERPAN stimmt Arzt und Patient motiviert und positiv"). Das Niveau solcher Schreiben disqualifiziert Hersteller als Informationsvermittler für den Arzt (–Red.).


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