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Korrespondenz

FLUNITRAZEPAM (ROHYPNOL) IN DER DROGENSZENE

Die von Prof. KEUP ("Flunitrazepam [ROHYPNOL] – führend bei Mißbrauch unter den Benzodiazepin- Derivaten", Sucht 38 [1992], 3) dokumentierte Ausbreitung von Flunitrazepam (ROHYPNOL) unter primär Opiatabhängigen bestätigt sich unter unserer Klientel verstärkt seit Beginn des Jahres:

Mit zunehmend schlechter werdendem Heroinangebot bei höheren Preisen wird immer häufiger gezielt ROHYPNOL in hohen Dosen dazukonsumiert. Im Hause wurde ab Juni 1991 eine Urinkontrollstudie durchgeführt. Bis Februar 1992 wurden 188 Patienten untersucht, seitdem 47. Die Ergebnisse und die Angaben der Patienten und Patientinnen ergeben folgendes Bild:

Regelmäßiger ROHYPNOL-Konsum bis Februar 1992 (N =188)

= 14,8%

seitdem (N = 47)

= 29,8%

gelegentl. ROHYPNOL-Konsum bis Februar 1992

= 30,7%

seitdem

= 25,6%



Seit Februar hat sich außerdem die Anzahl von bis zu 10 Tabletten ROHYPNOL am Tag konsumierenden Klienten und Klientinnen auf knapp 20% fast verdoppelt. Die Patienten geben immer wieder an, daß sie gezielt ROHYPNOL konsumieren, weil dieses Medikament eine Art "kick" auslöse, der dem des Heroin ähnele. Außerdem spare man viel Heroin, um sich nach höheren Dosen Kokain wieder "runterzubringen".

Auf der DGDS-Fachtagung im Mai in München (Sucht und AIDS) bestritten Vertreter von Hoffmann-La Roche jede Besonderheit von ROHYPNOL in diesem Zusammenhang und bezeichneten Flunitrazepam als "ganz normales Benzodiazepin" und klinisch notwendige Substanz. Uns interessiert,

1.  ob Ihnen ähnliche Beobachtungen wie oben bekanntgeworden sind,
2.  ob Ihnen Todesfälle in der Drogenszene im Zusammenhang mit oben genannter Substanz bekannt sind,
3.  ob Ihnen ähnliche Vorschläge bzw. Aktivitäten wie der von Prof. KEUP in oben erwähntem Artikel bekannt sind, den Zugang zu ROHYPNOL über eine veränderte Verschreibungsordnung zu erschweren.

C. BAUER (ärztl. Leiter)
Reha-Klinik Agethorst
W-2216 Agethorst bei Itzehoe

Wir bitten unsere Leser um Anregungen und Berichterstattung (–Red.).


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