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Warnhinweis

ERHÖHTE RATE VON GEHIRNTUMOREN
DURCH SOMATROPIN (SAIZEN U. A.)?

Dem Bundesgesundheitsamt liegen 34 Fallberichte zu intrakraniellen Tumoren oder Rezidiven unter Behandlung mit dem menschlichen Wachstumshormon Somatropin (GENOTROPIN, HUMATROPE, NORDITROPIN, SAIZEN) vor, darunter 15 Kraniopharyngeome. Als Konsequenz darf Somatropin nur noch Verwendung finden, wenn zuvor durch Kernspintomographie ein Hirntumor als Ursache der mangelnden Wachstumshormonproduktion ausgeschlossen bzw. sichergestellt ist, daß intrakranielle Tumore inaktiv sind. Der Abschnitt Gegenanzeigen der Präparate wird entsprechend geändert.1

Als Nebeneffekt der Maßnahme soll die Behandlung mit Wachstumshormonen durch die hohen Ansprüche an die vorausgehende Diagnostik auf spezialisierte Behandlungszentren begrenzt werden. In der wissenschaftlichen Literatur finden sich bislang keine Hinweise auf ein Ansteigen der Gehirntumorrate oder ihrer Rezidive unter Somatropin.1,2 Doch fehlen hinreichend große Follow-up-Studien zur Klärung des potentiellen Risikos.3

1

Dtsch. Ärztebl. 89: 33 (1992), C-1563

2

OGILVY-STUART, A. L. et al.: Brit. Med. J. 304 (1992), 1601

3

HINDMARSH, P., C. G. D. BROOK: Brit. Med. J. 305 (1992), 254

Intrakranielle Tumoren in Verbindung mit Somatropin halten wir für einen beunruhigenden Befund, dessen Bedeutung für die Therapie sich beim derzeitigen Kenntnisstand nicht abschätzen läßt. Die Anwendung von natürlichem oder gentechnisch hergestelltem Somatropin bei Kindern wurde mit vermehrtem Auftreten von Leukämien assoziiert (vgl. a-t 2 [1988], 23, 5 [1988], 47 und 1 [1990], 7). Auch hier fehlt eine hinreichende pathophysiologische Erklärung, zumal der Verdacht vage ist. In Anbetracht der Befunde halten wir eine strenge Indikationsstellung und Zurückhaltung bei Indikationsausweitungen für erforderlich (–Red.).


© 1992 arznei-telegramm

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