Kalziumantagonisten, besonders Diltiazem (DILZEM u.a.), werden zunehmend für die Erstbehandlung der Angina pectoris nach Herzinfarkt
empfohlen. Dies beruht offenbar auf der Vorstellung, daß die Herzfrequenz-senkenden Eigenschaften von Diltiazem denen von Betarezeptorenblockern
äquivalent seien, jedoch mit weniger Störwirkungen einhergehen. Ein derartiges Vorgehen kann jedoch für die Patienten schädlich
sein.1
Betablocker verbessern für die meisten Patienten die Prognose nach Herzinfarkt, wahrscheinlich weil sie die Häufigkeit des rhythmogen bedingten
plötzlichen Herztodes mindern. Zudem beugen sie vermutlich einer Verschlechterung einer vorbestehenden Linksherzinsuffizienz vor. Besonderer Nutzen
scheint Betarezeptorenblockern in der Behandlung von Patienten mit eingeschränkter Linksherzfunktion zuzukommen.1 Dihydropyridin-
Kalziumantagonisten wie Nifedipin (ADALAT u.a.) besitzen keinen prognostischen Vorteil nach Herzinfarkt. In einer kontrollierten Untersuchung an knapp 2.500
Patienten verminderte Diltiazem weder die Sterblichkeit noch die Häufigkeit erneuter Herzinfarkte nach Erstinfarkt. Bei Patienten mit Lungenstauung traten
unter Diltiazem mehr Reinfarkte als nach Plazebo auf, während Patienten ohne Lungenstauung nach Diltiazem weniger Reinfarkte erlitten.2 Nach
erneuter Analyse dieser Untersuchung haben Patienten mit eingeschränkter Herzleistung (Ejektionsfraktion unter 40%) nach Herzinfarkt durch Behandlung mit
Diltiazem ein erhöhtes Risiko einer Stauungsherzinsuffizienz.3
Eine Auswertung von 28 randomisierten Studien über die Behandlung von 19.000 Patienten mit Herzinfarkt und instabiler Angina pectoris mit
Kalziumantagonisten ergab keine Verringerung des Reinfarktrisikos oder der Sterblichkeit durch Kalziumantagonisten. Von 8.870 Patienten unter
Kalziumantagonisten verstarben 873 (9,8%) gegenüber 825 (9,3%) der 8.889 Patienten aus der Kontrollgruppe. Unterschiede zwischen verschiedenen
Kalziumantagonisten bestanden nicht.4
FAZIT: Kalziumantagonisten sind wirksame Mittel gegen Angina pectoris, jedoch sind sie bei Patienten nach Herzinfarkt nicht den Betablockern gleichzusetzen.
Während Betablocker die Prognose nach Herzinfarkt verbessern, erhöhen Kalziumantagonisten bei Personen mit eingeschränkter Herzleistung nach
Herzinfarkt das Risiko einer Stauungsinsuffizienz.
1 | METCALFE, M. J. et al.: Lancet 340 (1992), 545 |
2 | MOSS, A. J. et al.: N. Engl. J. Med. 319 (1988), 385 |
3 | ACP Journal Club 114, Suppl. 3 (1991), 65 |
4 | HELD, P. H. et al.: Brit. Med. J. 299 (1989), 1187 |
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