Das neue Cephalosporin Cefodizim (MODIVID) soll sich – so die Medac GmbH – wegen "immunstimulierender Eigenschaften"
besonders zur Behandlung onkologischer und immunsupprimierter Patienten eignen.1 Die Cefotaxim (CLAFORAN)-Variante ist zur Behandlung von
Infektionen der unteren Atemwege, der oberen und unteren Harnwege sowie der Gonorrhoe zugelassen – Indikationen, für die bewährte und
preiswerte Antibiotika wie Erythromycin (ERYCINUM u.a.) oder Penizilline wie Amoxicillin (AMOXYPEN u.a.) geeigneter erscheinen.
EIGENSCHAFTEN: Die in-vitro-Aktivität von Cefodizim entspricht einschließlich Pseudomonas- und Enterokokkenlücke der von
Cefotaxim. Effekte auf die Immunabwehr durch Antibiotika sind seit rund 40 Jahren bekannt. Damals stellte man fest, daß geringe Chlortetrazyklin-
Konzentrationen ausreichen, um in vitro die Phagozytose von Staphylococcus albus durch normale menschliche Leukozyten herabzusetzen.2 Die klinische
Bedeutung der experimentell bestimmten Phagozytose-Aktivität – vom Anbieter als immunsuppressive Wirkung interpretiert – steht in Frage, zumal
das Phänomen bei vielen Antibiotika wie Tetrazyklinen, Aminoglykosiden, Trimethoprim-Sulfonamid-Kombinationen u.a. zu beobachten ist. Die für
Cefodizim behaupteten "immunstimulierenden" Eigenschaften ließen sich bei gesunden Probanden für eine Tagesdosis von 1 x 2 g Cefodizim
nicht bestätigen, während die üblicherweise höchste empfohlene Cefodizim-Tagesdosis von 2 x 2 g Befunde "am ansteigenden Schenkel
der immunologischen Dosiswirkungskurve" andeuten.4 Vergleichende Studien von Cefodizim mit anderen Betalaktamase-stabilen Cephalosporinen bei
immungeschwächten Patienten fehlen.3 Die Firma sucht noch nach Prüfern und räumt ein, daß der "Nachweis eines klinischen
Vorteils durch die immunmodulierenden Eigenschaften von MODIVID ... sicherlich schwierig zu dokumentieren" sei, da geeignete klinische Modelle
fehlen.5
KOSTEN: Die Tagesbehandlungskosten liegen mit 112,69 DM für 2 g MODIVID auf dem Niveau von CLAFORAN (115,42 DM für 4 g).
UNERWÜNSCHTE WIRKUNGEN: Die Effekte auf die Phagozytose werden der Mercaptothiazol-Seitenkette des neuen Antibiotikums zugeschrieben.
Beim noch geringen Erprobungsgrad des Cephalosporins bleibt offen, ob die Molekülvariation unerwünschte Effekte besitzt, die über das
übliche Spektrum der Cephalosporine hinausgehen. So erkannte man vor 10 Jahren erst ein Jahr nach Markteinführung des Cephalosporins Latamoxef
(nicht mehr im Handel), daß dessen Methyltetrazolseitenkette schwere Blutungskomplikationen hervorrufen kann.
FAZIT: Das betalaktamasefeste Cephalosporin Cefodizim (MODIVID) besitzt ein dem Cefotaxim (CLAFORAN) entsprechendes Wirkspektrum mit Lücken bei
Pseudomonas und Enterokokken. Nach Ansicht der Medac GmbH soll sich Cefodizim besonders für immunsupprimierte Patienten eignen. Klinische Belege
hierfür fehlen. Für das 24. Cephalosporin wird offensichtlich eine Marketingnische gesucht, indem ungeklärte Laborbefunde zum klinischen Vorteil
hochstilisiert werden.
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