MYOKARDITIS DURCH NEUROLEPTIKUM CLOZAPIN (LEPONEX) |
Das Neuroleptikum Clozapin (LEPONEX) darf wegen häufiger lebensbedrohlicher Knochenmarkschädigung mit
Agranulozytose/Granulozytopenie nur bei nachgewiesenem Versagen der konventionellen Therapie und unter regelmäßigen Blutbildkontrollen
angewendet werden (vgl. a-t 7 [1991], 64). Das britische Committee on Safety of Medicines warnt jetzt vor
Herzmuskelentzündung in Verbindung mit Clozapin. In Großbritannien starben drei der bislang dort mit Clozapin behandelten 5.000 Patienten mit den
Zeichen einer Myokarditis. Zwei weitere erkrankten an Entzündung des Herzmuskels bzw. Kardiomyopathie (Risiko der lebensbedrohlichen Komplikation
1:1.000). Das Alter der Betroffenen lag zwischen 31 und 60 Jahren, die Behandlungsdauer zwischen 15 Tagen und einem Jahr. Ähnliche Berichte liegen aus
anderen Ländern vor.1 Aus einer bayerischen Klinik erreicht uns ein Bericht über eine mehrere Wochen anhaltende Perimyokarditis mit Perikarderguß bei einem 25jährigen, der wegen Schizophrenie mit Clozapin behandelt wird. Nach Absetzen bessert sich die Herzerkrankung (NETZWERK-Bericht 6513). Nach etwa zweimonatiger Clozapin-Einnahme führt eine Herzinsuffizienz bei einer 48jährigen zu peripheren und Lidödemen mit Gewichtszunahme um etwa 10 kg. Die Herzschwäche geht mit Sinustachykardie und Pleuraerguß einher (Bericht 3042). FAZIT: In Deutschland nimmt LEPONEX mit 240.000 Verordnungen als "Reserveneuroleptikum" Rang 777 der meistverordneten Arzneimittel ein.2 Die seit 1979 bestehende "freiwillige Vertriebseinschränkung" scheint somit nicht zu greifen. Angesichts des bekannt hohen Potentials der Blutschädigung und der aus Großbritannien berichteten beunruhigenden Häufigkeit tödlicher Herzmuskelentzündungen in Verbindung mit Clozapin erscheinen uns administrative Maßnahmen zur Verbrauchseinschränkung auf begründete Einzelfälle dringend erforderlich. 1 Current Problems 19 (1993), 9 |
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