Die Erstversorgung von Personen mit Verdacht auf Herzinfarkt läßt zu wünschen übrig. Nur jeder Fünfte erhält nach
britischen Erfahrungen vor der Klinikaufnahme Azetylsalizylsäure (ASS, ASPIRIN u.a.).1 Nicht einmal jeder Zweite wird nach neueren Untersuchungen
ausreichend analgetisch versorgt.2
Die frühzeitige Einnahme von ASS senkt die Sterblichkeit um ein Viertel (vgl. a-t 1 [1994], 3).1
Personen mit Verdacht auf Herzinfarkt sollen den Thrombozytenaggregationshemmer bereits vom erstversorgenden Arzt erhalten.1,2 Nach Ausschluß
von Gegenanzeigen (Unverträglichkeit u.a.) wird eine 300- bis 500-mg-Tablette in Wasser aufgelöst oder gut zerkaut mit viel Flüssigkeit
eingenommen oder 0,5 g intravenös (ASPISOL) injiziert.2,3 Für einen Nutzen von intravenösem Heparin (LIQUEMIN u.a.) allein fehlen
Belege.3
Patienten mit Brustschmerzen und Verdacht auf Myokardinfarkt benötigen rasch wirksame Schmerzlinderung. Mittel der Wahl ist intravenös
verabreichtes Morphin (MORPHIN MERCK, MSI MUNDIPHARMA) in einer Dosierung bis zu 10 mg. Die intramuskuläre Injektion ist kontraindiziert. Sie
erzielt bei Schock weniger kalkulierbare Wirkspiegel, kann die enzymatische Diagnose des Herzinfarkts stören und birgt in Verbindung mit der Thrombolyse die
Gefahr großer Hämatome. Metoclopramid (PASPERTIN u.a.) intravenös schützt vor Erbrechen.2
Zur Entlastung des Herzens ist für die Erstversorgung sublinguales Glyzeroltrinitrat (NITROLINGUAL u.a.) als Spray oder Zerbeißkapsel Mittel der
Wahl, sofern die Betroffenen nicht schon hohe Nitratdosen angewendet haben und der systolische Blutdruck über 90 mmHg liegt. Besonders für
Patienten mit Herzinsuffizienz kommt Sauerstoff in Betracht. Zwischen dem Alarmieren des Arztes und dem Beginn einer Thrombolyse sollen möglichst nicht
mehr als 90 Minuten vergehen.2
FAZIT: Patienten mit Verdacht auf Herzinfarkt sollen unverzüglich 300 bis 500 mg Azetylsalizylsäure als aufgelöste Tablette (ASPIRIN u.a.) oder
intravenös (ASPISOL) erhalten. Schmerzen werden mit intravenösem Morphin (MORPHIN MERCK, MSI MUNDIPHARMA) behandelt. Sublinguales
Glyzeroltrinitrat (NITROLINGUAL u.a.) entlastet das Herz.
1 | MOHER, M., N. JOHNSON: Brit. Med. J. 308 (1994), 760 |
2 | WESTON, C. F. M. et al.: Brit. Med. J. 308 (1994), 767 |
3 | GÖRGE, G., R. ERBEL.: Dtsch. med. Wschr. 119 (1994), 438 |
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