... Ist angesichts des Verdachts auf ein mutagenes Potential ein weiterer Einsatz von Tramadol (TRAMAL, TRAMA-DORSCH) ... zum
jetzigen Zeitpunkt im perioperativen Bereich überhaupt noch zu rechtfertigen bzw. zu verantworten?
Bisher haben wir Tramadol gerne als probates Mittel zur Unterdrükkung von Muskelzittern u.a. im Rahmen von Inhalationsnarkosen (N2O/O2 mit ETHRANE)
sowie alternativ zu den stark wirksamen Opioiden in Kombination mit Metamizol (NOVALGIN u.a.) und Droperidol ("Sprotte-Tropf") auch
zur postoperativen Analgesie eingesetzt, mitunter über einen etwas längeren Zeitraum.
Wie ist der Einsatz im Kindesalter zu beurteilen?
Dr. med. U. ENGEL
Josephs-Hospital (Abt. für Anästhesiologie und Intensivtherapie)
D-48231 Warendorf
Das in Deutschland meistverschriebene Opioid Tramadol (TRAMAL, TRAMA-DORSCH, a-t 2 [1994], 21)
schädigt in vitro und im Tierversuch das Erbgut. Es verursacht im Versuch an Mäusen Lungentumore. Ab 50 mg/kg KG/Tag sinkt die
Trächtigkeitsrate weiblicher Ratten. Die Muttertiere werden geschädigt, mehr Neugeborene sterben. Die Entwicklung der Jungtiere kann sich
verzögern.
Tramadol soll künftig nur noch kurzzeitig gegen akute Schmerzen verordnet werden dürfen. Schwangere und stillende Frauen dürfen das schwach
wirkende Opioid nicht mehr erhalten (Pharm. Ztg. 139 [1994], 2252). Da bei der langen Lebenserwartung von Kindern ein tumorigener Effekt besonders bedenklich
erscheint, sollen u. E. auch Kinder kein Tramadol erhalten. Für die perioperative Schmerzbehandlung auch bei Säuglingen (a-t 7 [1994], 61) eignen sich Morphin (MORPHIN MERCK u.a.), Epiduralanalgesie, Nervenblockaden oder
örtliche Infiltration eines Lokalanästhetikums (Drug Ther. Bull. 31 [1993], 11). Nichtsteroidale Entzündungshemmer sollen erst ab dem fünften
postoperativen Tag verwendet werden, um Nierenversagen zu vermeiden (a-t 2 [1990], 25). Da bewährte
Alternativen zur Verfügung stehen, kann auf das ohnehin mit etwa ein bis zwei Stunden nur kurz und in der Regel zu schwach wirkende Tramadol verzichtet
werden. Alternativen bei ausgeprägten Schmerzen bieten Kodein (30 - 50 mg; CODEINUM PHOSPHORICUM COMPRETTEN u. a.), Dihydrokodein (30 - 60
mg; DHC MUNDIPHARMA), Parazetamol/Kodein (NEDOLON P u.a.), Diclofenac/Kodein (COMBAREN), Morphin, Piritramid (DIPIDOLOR), Red.
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