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VIRUSTATIKUM FAMCICLOVIR (FAMVIR)
GEGEN HERPES ZOSTER

Die Gürtelrose an Stamm oder Extremitäten verläuft bei sonst gesunden Patienten im allgemeinen mild. Meist genügt eine symptomatische Behandlung, z.B. mit Lotio alba im Bläschenstadium und nichtsteroidalen Antiphlogistika gegen Schmerzen.1 Die innerhalb von drei Tagen nach Krankheitsbeginn eingeleitete Therapie mit Aciclovir (ZOVIRAX u.a.) verkürzt den Verlauf lediglich grenzwertig und hat keinen Einfluß auf die Häufigkeit postherpetischer Neuralgien (a-t 8 [1993], 83). "Schneller schmerzfrei bei Zoster"2 verspricht SmithKline Beecham für das neue, mit Aciclovir strukturverwandte Virustatikum Famciclovir (FAMVIR).

EIGENSCHAFTEN: Nahrungsaufnahme beeinflußt die Bioverfügbarkeit von 77% nicht. Famciclovir wird nach Absorption im Dünndarm zum antiviral wirksamen Penciclovir verstoffwechselt und renal ausgeschieden.3

KLINISCHE STUDIEN: In einer Doppelblindstudie nehmen 419 Zoster-Patienten ohne Begleiterkrankungen innerhalb von drei Tagen nach Auftreten der Effloreszenzen eine Woche lang dreimal täglich 500 mg oder 750 mg Famciclovir bzw. Plazebo. Die Hautveränderungen heilen in der 500-mg-Gruppe in fünf Tagen ab, unter dem Scheinmedikament zwei Tage später. Die höhere Dosis bringt keinen Vorteil. Die Dauer akuter Schmerzen sowie die Häufigkeit postherpetischer Neuralgien unterscheiden sich in den drei Gruppen nicht. Im kontrollierten Vergleich an 545 Patienten klingen Hautveränderungen und Schmerzen unter dreimal täglich 250 mg, 500 mg oder 750 mg Famciclovir ähnlich rasch ab wie unter fünfmal 800 mg Aciclovir pro Tag.4

STÖRWIRKUNGEN: Die FAMVIR-Produktinformation3 gibt unzureichend Auskunft: "Gelegentlich wurde über Kopfschmerzen und Übelkeit berichtet." Immerhin treten in Verbindung mit Famciclovir Kopfschmerzen zu 23% auf, Übelkeit zu 12% und Durchfall zu 8%.5 Beobachtet werden zudem Hautausschlag, Juckreiz, Parästhesie, Müdigkeit und Benommenheit. Wegen begrenzter Erfahrungen bleibt die Frage der langfristigen Sicherheit offen.6

ANWENDUNG: Erwachsene sollen hierzulande dreimal täglich 250 mg Famciclovir einnehmen,3 obwohl überwiegend höhere Dosierungen geprüft worden sind. In den USA beträgt die Tagesdosis dreimal 500 mg.4 Bei eingeschränkter Nierenfunktion (Kreatinin- Clearance unter 60 ml/min/1,73 qm) ist die Dosis zu reduzieren. Erfahrungen bei unter 18jährigen und Abwehrgeschwächten fehlen.3

FAZIT: Famciclovir (FAMVIR) wirkt bei Gürtelrose nicht besser als Aciclovir (ZOVIRAX u.a.), muß jedoch nur dreimal täglich statt fünfmal eingenommen werden. Für die behauptete raschere Schmerzlinderung durch Famciclovir fehlen hinreichende Belege. Die Neuerung verhindert eine postherpetische Neuralgie ebenso wenig wie Aciclovir. Sofern ein Virustatikum angezeigt ist, bleibt Aciclovir Mittel der Wahl, von dem preiswertere Nachfolgepräparate erhältlich sind (siehe Kasten). Für sonst gesunde Patienten mit Zoster an Stamm oder Extremitäten reichen im allgemeinen symptomatische Maßnahmen aus.


© 1995 arznei-telegramm

Autor: Redaktion arznei-telegramm - Wer wir sind und wie wir arbeiten

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