"Während in Großbritannien durch rationale Arzneimittelauswahl die Finanzmittel in wirksame Therapie umgesetzt werden,
werde in Deutschland jede achte DM verschwendet" (a-t 4 [1995], 34).
Wen wundert's? Finden doch die britischen Ärzte vielfältige Unterstützung bei der Auswahl der geeigneten Arzneimitteltherapie. Ihnen wird durch das
British National Formulary (BNF) eine Arzneimittelliste an die Hand gegeben, welche im Gegensatz zur Roten Liste nicht von der Pharmaindustrie, sondern von der
British Medical Association und der Royal Pharmaceutical Society herausgegeben wird. Zusätzlich enthält das BNF Therapierichtlinien und nimmt
unabhängige Bewertungen von Arzneimitteln und Therapien vor. Die halbjährliche Neuauflage sowie das "Kitteltaschenformat" tragen ebenfalls
zu einer hohen Akzeptanz bei.
Außerdem stehen den Ärzten in Großbritannien, sowohl in den Krankenhäusern wie auch zunehmend im niedergelassenen Bereich, kompetente,
aktive Berater in Form von gut ausgebildeten Apothekern zur Seite. Klinische Pharmazeuten arbeiten z.B. auf Station, erstellen stations- bzw. abteilungsspezifische
Arzneimittellisten, arbeiten Arzneimitteltherapie-Leitfäden aus und unterstützen die Ärzte bei der rationalen Auswahl der Medikamente, der Dosierung
und der Applikationsweise für einzelne Patienten.
In Deutschland werden die Ärzte abgesehen von einigen Krankenhäusern allein gelassen. Im zunehmend schwerer durchschaubaren Dschungel von
Arzneimitteln und deren Anwendung, der Auswahl des für den Patienten und das Budget richtigen Arzneimittels und der Informationspflicht gegenüber
immer kritischeren Patienten, stammt ein großer Teil der Informationen aus den Händen der Pharmazeutischen Industrie ...
U. LAYER (Apothekerin)
GB Edinburgh
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