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Korrespondenz

I.V.-ABUSUS VON DIAZEPAM-TABLETTEN

Eine der von mir betreuten Drogenabhängigen hat mich darüber informiert, daß es in der Hamburger "Szene" üblich sei, sich 6 bis 8 Tabletten des Präparates "DIAZEPAM STADA" à 10 mg zu zermörsern, aufzukochen und sich die Lösung zu injizieren. So bekomme man ein sofortiges, an Heroin erinnerndes Rauscherlebnis. Mit "VALIUM"* ginge dies auch, sei aber wegen des höheren Preises weniger üblich.

Nicht möglich sei dies mit anderen Diazepam-Präparaten, wie z.B. von "Ratiopharm"*; dann verbleibe der Wirkstoff im festen Rückstand auf dem Löffel, und es sei, als habe man sich Wasser gespritzt. Der Name "Stada" sei inzwischen in der Szene Synonym für "DIAZEPAM STADA", so wie seit längerer Zeit "Roche" für ROHYPNOL (vgl. a-t 9 [1994], 89).

Zum einen appelliere ich an die betreffenden Firmen, die Galenik ihrer Diazepam-Präparate so zu ändern, daß eine Injektabilität nicht mehr möglich wird. Zum anderen halte ich es nicht für korrekt, wenn zumindest eine Hamburger Apotheke auf Diazepam-Verordnungen für z.B. ein Ratiopharm-Präparat stillschweigend eine "aut-idem"-Zustimmung der verordnenden Praxis voraussetzt und – möglicherweise sogar in Kenntnis der Beweggründe der Konsumenten – auf deren Wunsch DIAZEPAM STADA ausgibt...

E. SOLDAN (prakt. Arzt)
D-22846 Norderstedt

Die Firma Stada sieht "eine prinzipiell leichtere Löslichkeit" ihrer Tabletten "nicht als primär gegeben" an und erklärt weiter: "Soweit unser Produkt legal in der Apotheke beschafft wird, ist es ... die ärztliche Verschreibung, die eine mögliche mißbräuchliche Verwendung auf das eine oder andere Präparat steuert" (Stada: Fax vom 28. August 1996). So einfach ist das, –Red.

*

Nach Lösungsversuchen des VALIUM-Herstellers Roche soll sich Diazepam auch aus dem Ratiopharm-Produkt leichter lösen lassen als aus VALIUM-Tabletten, die im Wäßrigen eine gelartige Konsistenz bilden, –Red.


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