Hörverlust unter Neomycin (BYKOMYCIN u.a.) per os: Ein 21-jähriger Patient mit zystischer Fibrose erhält wegen portaler Hypertension infolge Leberzirrhose einen transjugulären intrahepatischen portosystemischen Shunt (TIPS). Zur Prophylaxe einer hepatischen Enzephalopathie nimmt er dreimal täglich 1 g Neomycin (BYKOMYCIN u.a.) per os. Die Nierenfunktion ist eingeschränkt (hepatorenales Syndrom) mit Serum-Kreatininwerten um 2 mg/dl. Etwa zwei Monate nach Behandlungsbeginn bemerkt der Mann vorübergehend ein Ohrgeräusch. Nach etwa vier Monaten nimmt das Hörvermögen ab. Audiometrisch lässt sich beidseits im Hochtonbereich ein Hörverlust um 50 dB bis 60 dB objektivieren. Das Kreatinin liegt unverändert um 2 mg/dl (Bremer Modell; NETZWERK-Bericht 9837). Die Aminoglykoside Neomycin und Paromomycin (HUMATIN) werden auch über die intakte Darmschleimhaut in geringen Mengen (etwa 3% bzw. 1%) aufgenommen. Beide Mittel besitzen ein erhebliches oto- und nephrotoxisches Potential. Bei Nierenfunktionsstörungen oder langfristiger Einnahme reichen die absorbierten Mengen aus, schwerwiegende Störwirkungen zu verursachen. Zur Vorbeugung einer hepatischen Enzephalopathie sollen die Präparate zeitlich streng begrenzt (sieben bis zehn Tage) sowie nur bei normaler Nierenfunktion und intakter Schleimhaut des Magen-Darm-Traktes verordnet werden. |
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