Karotisstenose - wann operieren? Ein bis zwei von hundert Patienten mit asymptomatischer Karotisstenose, die den Gefäßdurchmesser um 50% oder mehr einengt, erleiden pro Jahr einen Schlaganfall im Versorgungsgebiet der Arterie. Wer bereits einen Schlaganfall hatte, geht ein deutlich höheres Risiko ein (1:10 im ersten Jahr, 1:20 in den Folgejahren). Zur Prophylaxe vaskulärer Ereignisse dienen primär Thrombozytenaggregationshemmer und chirurgische Verfahren. Im Vergleich zu medikamentöser Therapie nützt die Operation vor allem symptomatischen Patienten mit TIA oder vollständig reversiblem Schlaganfall in den vorausgegangenen sechs Monaten sowie höhergradiger Stenose über 70%*. Das Risiko, innerhalb von zwei Jahren einen erneuten Schlaganfall zu erleiden oder zu versterben, verringert sich absolut (ARR) um 16,5% (Number Needed to Treat = 12/Jahr; NNT, vgl. a-t 5 [1998], 47). Der Nutzen wird kleiner, je häufiger perioperative Komplikationen auftreten, wobei Raten von 6% bis 7%** noch als akzeptabel gelten. Bei mittelgradiger Stenose von 50% bis 69% verringert die Operation das Schlaganfall- und Mortalitätsrisiko innerhalb von fünf Jahren absolut um 10% (NNT = 50/Jahr). Asymptomatische Patienten auch mit Stenosegrad über 60% haben fünf Jahre nach Operation kein statistisch fassbar reduziertes Gesamtrisiko, einen Schlaganfall zu erleiden. Lediglich bezogen auf Ischämien im Versorgungsbereich des stenosierten Gefäßes nimmt die Gefährdung ab (ARR 5,9%, NNT = 85/Jahr). Bei geringgradigen Stenosen unter 50% lässt sich weder für symptomatische noch für asymptomatische Patienten eine Operationsindikation ableiten (BARNETT, H. J. M. et al.: N. Engl. J. Med. 339 [1998], 1415; CHASSIN, M. R.: N. Engl. J. Med. 339 [1998], 1468; Drug Ther. Bull. 36 [1998], 9). Der Nutzen der Endarteriektomie bei mittel- bis hochgradigen symptomatischen Karotisstenosen steht und fällt mit der Rate perioperativer Komplikationen. Hierzulande sind jedoch Erfolgs- und Komplikationsraten gefäßchirurgischer Abteilungen - anders als in den USA - den überweisenden Ärzten meist nicht bekannt, -Red.
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