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immunsuppressivum leflunomid (arava) gegen rheumatoide arthritis
 
IMMUNSUPPRESSIVUM LEFLUNOMID (ARAVA) GEGEN RHEUMATOIDE ARTHRITIS

Seit heute wird Leflunomid (ARAVA), ein neues Basisantirheumatikum zur Therapie der rheumatoiden Arthritis, angeboten.

Leflunomid hemmt ein Schlüsselenzym, das der Synthese von Pyrimidin-Nukleotiden dient. Zellen wie aktivierte Lymphozyten, die zur Entwicklung einer rheumatoiden Arthritis beitragen sollen, sind besonders auf die De-novo-Synthese von Pyrimidin-Nukleotiden angewiesen.

Der aktive Metabolit des Prodrug hat eine lange Plasmahalbwertszeit von etwa zwei Wochen. Aktivkohle und Colestyramin (QUANTALAN u.a.) können die Ausscheidung beschleunigen.

Eine sechsmonatige Studie an 358 Patienten mit aktiver rheumatoider Arthritis ist veröffentlicht (1). Leflunomid lindert Rheumabeschwerden ähnlich gut wie Sulfasalazin (AZULFIDINE u.a.) und signifikant besser als Plazebo. Unter Leflunomid sprechen 48% der Patienten nach Kriterien der Amerikanischen Gesellschaft für Rheumatologie zu mehr als 20% an, im Vergleich zu 44% unter Sulfasalazin und 29% unter Plazebo. In zwei unveröffentlichten direkten Vergleichen sollen diese Ansprechraten unter Leflunomid bei 41% und 43% liegen, unter Methotrexat (LANTAREL u.a.) bei 35% und 57% (2). Radiologisch beurteilt schreitet der Krankheitsprozess unter Leflunomid und Sulfasalazin langsamer fort als unter Plazebo. Diese Daten sind zurückhaltend zu interpretieren. 30% bis 40% der Teilnehmer gehen wegen fehlender Röntgenbilder nicht in die Auswertung ein (1).

Leflunomid verursacht häufig Durchfall (bis 27%), Übelkeit (bis 18%), Hautausschlag (bis 12%) und Haarausfall (bis 17%). Atemwegsinfektionen kommen bei bis zu 27% vor. Bei bis zu 10% steigen die Transaminasen an. Patienten mit Leberinsuffizienz oder Virushepatitis dürfen das Mittel nicht einnehmen (3). Zwei Patienten erkranken unter der Einnahme an Vaskulitis und versterben (4).

Leflunomid wirkt im Tierversuch kanzerogen und teratogen. Für Schwangere ist das Immunsuppressivum kontraindiziert (3). Anwenderinnen, die schwanger werden wollen, sollen das Mittel absetzen und mit Hilfe von hoch dosiertem (täglich 24 g) Colestyramin über 11 Tage den Plasmaspiegel unter die Nachweisgrenze von 0,02 mg/l senken. Dies gilt auch für Männer, die Vater werden wollen (5).

KOSTEN: Mit monatlich 223 DM verteuert Leflunomid (ARAVA, 20 mg/Tag) die Behandlung der rheumatoiden Arthritis gegenüber Methotrexat (LANTAREL: 20 DM, MTX 10 Hexal: 17 DM pro Monat bei wöchentlich 10 mg) auf das Elf- bis Dreizehnfache. Die Neuerung ist zweieinhalb- bis dreimal teurer als Sulfasalazin (AZULFIDINE: 90 DM; SULFASALAZIN HEYL: 71 DM pro Monat für täglich 2 g).

FAZIT: Das als Basisantirheumatikum angebotene Immunsuppressivum Leflunomid (ARAVA) beeinflusst nach ersten Daten die Beschwerden bei rheumatoider Arthritis etwa so stark wie Sulfasalazin (AZULFIDINE u.a.) oder Methotrexat (LANTAREL u.a.).

Störwirkungen wie Durchfall, Übelkeit, Haarausfall und besondere Infektanfälligkeit sind typisch für ein Immunsuppressivum. Daten zur Langzeitverträglichkeit fehlen. Die teure Neueinführung bleibt daher fernere Reserve, wenn die anderen Basistherapeutika versagen.

1

SMOLEN, J. S. et al.: Lancet 353 (1999), 259

2

Scrip 2360 (1998), 19

3

HEBEL, S. K. et al. (Hrsg.): "Facts and Comparisons", St. Louis (USA), Nov. 1998, Seite 744 n-s

4

BRUYN, G. A. W. et al.: Lancet 353 (1999), 1883

5

HEBEL, S. K. et al. (Hrsg.): "Facts and Comparisons", St. Louis (USA), Nov. 1998, Seite 740p

6

Med. Letter 40 (1998), 110

© Redaktion arznei-telegramm
blitz-a-t 15. Oktober 1999

Autor: Redaktion arznei-telegramm - Wer wir sind und wie wir arbeiten

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