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galavit gegen krebs?
 
GALAVIT GEGEN KREBS?

Haben Sie Informationen über eine Krebstherapie mit GALAVIT? Für drei Injektionen werden ca. 16.000 DM verlangt. Das Medikament stammt aus Russland, sei in der Weltraumforschung entwickelt und getestet worden. Es sei in Russland zugelassen und hier über internationale Apotheken zu beziehen. Handelt es sich um eine der vielen Scharlatanerien, mit denen kranken Menschen durch Heilungsversprechungen das oft letzte Geld aus der Tasche gezogen wird? Sind Studien zu diesem Medikament oder auch nähere Informationen zu Inhaltsstoffen oder Wirkungsweise bekannt?

Dr. med. S. STEPHAN (Internist)
D-37671 Höxter

Anfragen wie diese überschwemmen uns derzeit geradezu. In der Tat steht der dokumentierte Kenntnisstand im krassen Gegensatz zu den Behauptungen, die für das angebliche Krebsmittel aufgestellt werden.

GALAVIT enthält Amino-Tetrahydrophthalazin-Natriumsalz. Es soll in der russischen Föderation als Arzneimittel registriert sein. Bei diesem Registrierverfahren findet unseres Wissens keine Prüfung der Daten statt. Es sind keine den heutigen Standards entsprechenden Belege oder klinischen Studien erforderlich. Obwohl damit geworben wird, dass GALAVIT "bei knapp 300 Kosmonauten (in der Vorstellung, mit dem Mittel Tumoren vorzubeugen, die durch die hohe Strahlenbelastung im All entstehen könnten, -Red.) und rund 30.000 Krebspatienten erfolgreich eingesetzt" worden sei, angeblich sogar ohne Nebenwirkungen (1), finden wir in medizinischen Datenbanken keine einzige Veröffentlichung.

Nach einer im Internet verbreiteten Übersetzung des russischen Beipackzettels wird das Mittel gegen akute Darminfektionen, Infektionskrankheiten, Entzündungen jeder Art, chronische Erkrankungen, Immundefekte und zur "Immunokorrektur bei onkologischen Krankheiten" angeboten. 20 Ampullen sollen in Moskau für 400 DM bis 500 DM erhältlich sein (2). In Deutschland wird das hierzulande nicht zugelassene GALAVIT in verschiedenen Kliniken verwendet - beispielsweise im Carolinum (Bad Karlshafen, Hessen). Als Preis werden 16.800 DM für eine dreiwöchige Anwendung genannt. Auf schriftliche Anfrage erhielten wir von der Klinik keine Antwort. Im Institut Harz (Blankenburg) werden für eine 14-tägige stationäre Behandlung einschliesslich GALAVIT-Injektionen, Eigenblutbehandlung u.a. rund 10.000 DM berechnet (3). Auch der Arbeitskreis Krebs-Immun-Therapie (Bad Heilbrunn; Dres. KLEHR (vgl. a-t 1993; Nr. 5: 47)/RAUFUSS) propagiert das Mittel, in Österreich und der Schweiz die Mission Pharma AG (Kitzbühel, Zürich). GALAVIT ist auch in Österreich und der Schweiz nicht zugelassen (nicht IKS-registriert).

Ob Legendenbildung GALAVIT interessant machen soll? Einerseits soll das Mittel aus "den geheimen radiologischen Forschungslabors ... bei Moskau" stammen (1), während es im Institut Harz nach einem angeblich "bewährten amerikanischen Krebstherapie-Konzept" angeboten wird. Laut russischem Beipackzettel soll GALAVIT die "Hyperaktivität der Makrophagen" hemmen, laut Information aus dem Institut Harz "die Makrophagen (Krebszellfresser) aktivieren" (3).

Angesichts fehlender Daten sind solche Behauptungen beliebig. Die Mutation von GALAVIT auf dem Weg nach Westen zu einem reinen Krebsmittel fällt auf. Der Mangel jeglicher zugänglicher Basisinformationen (experimentelle Studien, Toxizitätsuntersuchungen, Kanzerogenitäts- und Mutagenitätstests, klinische Studien, Verträglichkeitsstudien, Langzeitdaten u.a.) ist erschreckend. Die Vermarktung folgt dem Strickmuster aller "Wundermittel", mit denen Krebspatienten zahlungswillig gemacht werden. Die Kosten, die nicht von den Kassen übernommen werden, sind beträchtlich. Die Versprechungen, die Betroffene zum letzten Strohhalm GALAVIT greifen lassen (stoppt Wachstum des Primärtumors, verhindert Neubildung von Metastasen, verlängert die (Über-) Lebenszeit)(1), empfinden wir angesichts nicht vorhandener Daten als zynisch.

Wir raten von dieser ungesicherten Therapie ab.

http://www.galavit.com
http://www.galavitum.de
http://www.institut-harz.de



 
© Redaktion arznei-telegramm
blitz-a-t 25. Oktober 2000

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