Während einer typischen Episode von Schlafwandeln steht der Schlafende auf, geht im Haus umher oder nimmt mit geöffneten Augen andere
komplexe Aktivitäten vor, ohne dabei aufzuwachen. Die Betroffenen werden während des Tiefschlafs (Stadium 3 und 4) in der ersten Hälfte der
Nacht aktiv und können sich am nächsten Morgen nicht daran erinnern. Auch wenn "schlafwandlerische Sicherheit" sprichwörtlich ist,
können Somnambule sich und andere gefährden.
Etwa jedes siebente Kind soll mindestens einmal bis zum 12. Lebensjahr schlafwandeln.1 Stress gilt als einer der auslösenden Faktoren.1 Bei
Erwachsenen ist Somnambulismus deutlich seltener und steht meist in Zusammenhang mit psychiatrischen Erkrankungen oder dem Gebrauch psychotroper
Substanzen. Auch Arzneimittel kommen als Verursacher in Betracht.
Ein 10-jähriges Mädchen mit jahrelang wiederkehrenden Harnwegsinfekten erhält Ciprofloxacin (CIPROBAY). Wenige Tage später beginnt es,
zwei- bis dreimal in der Woche fünf bis zehn Minuten lang schlafzuwandeln. Wiederholt kommt es zu Verletzungen. Der Arzt erfährt erst Monate
später davon und setzt den Gyrasehemmer ab. Die Symptome verschwinden.2
Insbesondere zentralnervös wirkende Medikamente werden verdächtigt, Somnambulismus auszulösen, darunter Antidepressiva, Benzodiazepine und
Neuroleptika (s. Tabelle). Dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) liegen insgesamt neun Verdachtsberichte* vor.
Stärker gefährdet sind offenbar Personen, die als Kinder bereits schlafwandelten.4 Dosisreduktion5 oder Absetzen des
auslösenden Mittels sind "Therapie""der Wahl. Der Nutzen der Behandlung mit Arzneimitteln, genannt wird beispielsweise Clonazepam
(RIVOTRIL u.a.),6 ist nicht belegt.
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