Helicobacter pylori und NSAR-bedingte Magen-Darm-Geschwüre: Wie sich eine Infektion mit Helicobacter pylori auf die Magen-Darm-
Verträglichkeit von nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) auswirkt, ist ungeklärt (a-t 2000; 31: 91-2 und
97). Eine sechsmonatige randomisierte Studie untersucht jetzt den Einfluss der Eradikation auf die Rezidivrate gastrointestinaler Blutungen unter
regelmäßig eingenommenen NSAR oder niedrig dosierter Azetylsalizylsäure (ASS; ASPIRIN u.a.). 400 H. pylori-positive Patienten, die unter NSAR
oder ASS eine gastrointestinale Blutung erlitten haben, nehmen an der Studie teil. Nach Ulkusheilung erhält eine Gruppe zur Eradikation eine Woche lang
Wismut (TELEN u.a.), Tetracyclin (ACHROMYCIN u.a.) und Metronidazol (CLONT u.a.). Dieses Schema wird zwar heute nicht mehr empfohlen, die Erfolgsraten
liegen jedoch mit 88% bis 93% im üblichen Bereich. Die Kontrollgruppe nimmt täglich 20 mg Omeprazol (ANTRA u.a.) für die gesamte Studiendauer.
Die NSAR-Therapie wird mit zweimal täglich 500 mg Naproxen (PROXEN u.a.) weitergeführt (150 Patienten), die ASS-Dosis beträgt in der Studie 80
mg pro Tag (250 Patienten). Wegen deutlich höheren Blutungsrisikos nach Eradikation (18,8%) im Vergleich zu Omeprazol (4,4%) wird der Naproxen-Arm
vorzeitig abgebrochen. Dagegen ist der Unterschied in der Gruppe mit Low-dose-ASS bei insgesamt deutlich niedrigerem Risiko nicht signifikant (1,9% vs. 0,9%;
CHAN, F.K.L. et al.: N. Engl. J. Med. 2001; 344: 967-73). Mit dieser Studie liegt erstmals eine kontrollierte Untersuchung zum Einfluss von Omeprazol auf
Ulkuskomplikationen unter NSAR vor. Da eine Plazebogruppe fehlt, lässt sich das Ausmaß, in dem Omeprazol Blutungen verhindert, nicht angeben. Das
Blutungsrisiko nach Eradikation ist mit 19% im halben Jahr verglichen mit anderen Studienergebnissen auch für eine stark gefährdete Patientengruppe
auffällig hoch. Denkbar ist, dass die Eradikation von H. pylori nicht nur keinen Schutz vor Rezidivblutungen bietet, sondern diese sogar begünstigt. Dies
würde sich mit einer anderen Studie decken, nach der die Helicobacter-Infektion vor blutenden NSAR-bedingten Ulzera zu schützen scheint
(SANTOLARIA, S. et al.: Aliment. Pharmacol. Ther. 1999; 13: 1511-8). Weiterhin gilt, dass Patienten mit hohem Risiko gastrointestinaler Komplikationen bei
Einnahme von NSAR einen Magenschutz erhalten sollen, zum Beispiel Omeprazol. Die Eradikation bei Nachweis von H. pylori bietet keine Alternative,
möglicherweise erhöht sie das Risiko. Das Risiko einer Magen-Darm-Blutung unter niedrig dosierter ASS ist deutlich geringer als unter NSAR in
antiphlogistischer Dosierung, -Red.
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