METAANALYSE BESTÄTIGT BESONDERE GEFÄHRDUNG DURCH KONTRAZEPTIVA DER DRITTEN GENERATION | ||||||||||||
Empfängnisverhütende Mittel der dritten Generation steigern das Risiko tiefer Venenthrombosen im Vergleich zu "Pillen" der zweiten Generation. Dies bestätigt eine Metaanalyse, die im morgigen British Medical Journal veröffentlicht wird. Ausgewertet werden 12 zwischen Oktober 1995 und Dezember 2000 veröffentlichte Kohorten- und Fallkontrollstudien, in denen Desogestrel-haltige (LOVELLE, MARVELON u.a.) und Gestoden-haltige Kontrazeptiva (FEMOVAN, MINULET) mit Levonorgestrel-haltigen Kombinationen (LEIOS, MINISISTON u.a.) verglichen werden (1). Die Ergebnisse:
Die holländischen Autoren betonen, dass Einflussfaktoren wie Erstanwendungsbias* den Risikoanstieg nicht erklären können (1,2). Die Datenlage könnte für Präparate der dritten Generation sogar noch schlechter ausfallen, da sich ein "Publikations-Bias" nicht ausschließen lässt. So wurde über eine Studie berichtet, die einen Anstieg tiefer Venenthrombosen ergeben haben soll und nicht veröffentlicht wurde (3) (a-t 2001; 32: 46). 1995 hatte das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte die Erstanwendung von Desogestrel- und Gestoden-haltigen Kontrazeptiva bei Frauen unter 30 Jahren ausgeschlossen (a-t 1995; Nr. 11: 105-6). 1997/98 hob jedoch das Berliner Verwaltungsgericht den Vollzug dieser einschränkenden Maßnahme wieder auf - unter Einfluss der Schönrechnung von Risikodaten durch Gutachter, die von Herstellern beigezogen wurden (a-t 1998; Nr. 1: 1-2). Eine Risikobeurteilung der europäischen Arzneimittelbehörde wird in Kürze erwartet. Wir halten einschränkende Maßnahmen für unzureichend. Die Nutzen-Schaden-Abwägung für Desogestrel- und Gestoden-haltige Kontrazeptiva erachten wir als negativ. Diese Kontrazeptiva bieten - bei erhöhtem Risiko - keinen Nutzen, der nicht durch andere Präparate erzielt werden könnte. Die Marktrücknahme der "Pillen" der dritten Generation ist seit Jahren überfällig. |
1 | KEMMEREN, J.M. et al.: BMJ 2001; 323: 131-4 |
2 | DRIFE, J.O.: BMJ 2001; 323: 119-20 |
3 | WEBER, W.: Lancet 2001; 357: 779 |
* | So könnten die Drittgenerationskontrazeptiva deshalb schlechter abschneiden, weil das Risiko von Thromboembolien zu Beginn der Einnahme besonders hoch ist und gerade Erstanwenderinnen eher auf die neueren Drittgenerationspillen eingestellt werden. |
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blitz-a-t 20. Juli 2001 |
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