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Neues zu PHLOGENZYM? Die umstrittene Enzymkombination PHLOGENZYM (a-t 1997; Nr. 9: 93- 4) erzielt in deutschen Apotheken einen jährlichen Umsatz von über 25 Millionen (. Die beanspruchten Anwendungsgebiete reichen von aktivierter Arthrose bis zu Entzündungen des Urogenitaltrakts. Wirksamkeitsnachweise aus klinischen Studien lassen sich in einer Medline-Recherche der letzten 30 Jahre jedoch für keine der Indikationen finden (BÖGER, R.H., SCHMIDT, G. in SCHWABE, U., PAFFRATH, D. [Hrsg.]: "Arzneiverordnungs-Report 2001", Springer, Berlin 2001, Seite 252). Auch eine "retrolektive" Kohortenstudie, auf die PHLOGENZYM-Hersteller Mucos in Werbeschreiben an Apotheken verweist, kann randomisierte kontrollierte Studien nicht ersetzen. Drei Untersuchungen, die diesem Kriterium zumindest formal genügen, wurden in den letzten fünf Jahren in Zeitschriften veröffentlicht, die nicht in Medline aufgeführt sind: In zwei Studien bei 73 Patienten mit Kniegelenksarthrose und 40 Patienten mit Periarthropathia humeroscapularis schneidet PHLOGENZYM etwa gleich gut ab wie Diclofenac (VOLTAREN u.a.; KLEIN, G., KULLICH, W.: Clin. Drug Invest. 2000; 19: 15-23; KLEIN, G. et al.: Arzt u. Praxis 1997; 51: 879-85). In der dritten Studie mit 80 männlichen Patienten einer allgemeinmedizinischen Praxis lindert das Enzymgemisch Beschwerden, wie sie unter anderem für chronische Prostatitis typisch sind, besser als Plazebo (SCHLÜTER, P.: Eur. J. Inf. Immun. Dis. Obstr. Gyn. 1998; 2: 57-69). Alle drei Studien weisen grobe methodische Mängel auf (Vergleichbarkeit der Gruppen wegen fehlender Daten nicht beurteilbar, zum Teil keine Fallzahlberechnung oder unzureichende Diagnosekriterien u.a.). Die Risiken der Enzymtherapie sind dagegen absehbar: Neben der Gefahr lebensbedrohlicher Fremdeiweiß-Reaktionen lässt sich auch die theoretisch mögliche Übertragung infektiöser Agenzien nicht ausschließen. Das proteolytische Enzym Trypsin soll laut Mucos vom Schwein stammen (Mucos: Schreiben vom 1. Febr. 2001), -Red.


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