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Kurz und bündig

Keine "Drug-Holidays" bei multiresistenten HI-Viren: Innerhalb von 2 bis 15 Wochen nach Absetzen einer antiretroviralen Therapie, gegen die sich multiple Resistenzen ausgebildet haben, erscheint bei vielen Patienten mit HIV-Infektion das empfindlichere so genannte Wildvirus wieder im Blut. Eine gezielte Therapiepause vor dem Wechsel auf andere antiretrovirale Mittel könnte daher bei Multiresistenz günstigere Voraussetzungen für das Ansprechen der neuen Mittel schaffen. Zwei kleine randomisierte Studien zur Wirksamkeit der Therapieunterbrechung auf die Surrogatparameter Viruslast und CD4 -Zellzahl kommen zu widersprüchlichen Ergebnissen. In der bislang größten randomisierten kontrollierten Studie wird jetzt erstmals der Einfluss der Therapiepause auf klinische Endpunkte geprüft. 138 von 270 durchschnittlich 44 Jahre alten HIV-infizierten Patienten mit genotypisch nachgewiesener Multiresistenz und mehr als 5.000 HIV-RNA-Kopien/ml setzen bis zu vier Monate lang alle antiretroviralen Mittel ab, bevor sie mit einer optimierten Behandlung beginnen. Bei den übrigen wird sofort auf eine optimierte Therapie umgestellt. Wegen des schlechteren Abschneidens der Gruppe mit Therapiepause wird der Einschluss weiterer Patienten nach Aufnahme von gut der Hälfte der ursprünglich geplanten Zahl gestoppt. In beiden Gruppen sterben acht Patienten. Tod oder Fortschreiten der HIV-Krankheit mit Auftreten von AIDS-definierenden Erkrankungen (primärer Endpunkt) sind aber nach 11,6 Monaten in der Gruppe mit Therapiepause mit 16% (22 von 138 Patienten) versus 9% (12 von 132) signifikant häufiger (Number needed to harm [NNH] = 15). Das Wildvirus, das bei 64% der Patienten, die die Einnahme unterbrechen, partiell oder komplett wieder auftritt, hat möglicherweise nicht nur eine erhöhte Empfindlichkeit, sondern auch eine stärkere immunsuppressive Wirksamkeit als die resistenten Formen. Die CD4-Zellzahl sinkt während der Therapiepause und liegt in dieser Gruppe durchweg unter der in der Kontrollgruppe. Die Lebensqualität unterscheidet sich nicht wesentlich. Von einer Unterbrechung der Therapie bei multiresistenten HI-Viren ist beim derzeitigen Kenntnisstand abzuraten (LAWRENCE, J. et al.: N. Engl. J. Med. 2003; 349: 837-46; HIRSCHEL, B.: N. Engl. J. Med. 2003; 349: 827-8).

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