In der 1999 veröffentlichten RALES**-Studie senkt der Aldosteronantagonist Spironolakton (ALDACTONE u.a.) innerhalb von zwei Jahren die
Mortalität bei Patienten mit Herzinsuffizienz (NYHA III bis IV) im Vergleich zu Plazebo von 46% auf 35% (a-t 1999; Nr.
9: 95).1 In der Folge stieg in Deutschland die Verordnung Spironolakton-haltiger Monopräparate trotz fehlender Zulassung in diesem
Indikationsgebiet um das 2,5fache (von 18,2 Millionen definierten Tagesdosierungen [DDD] 1998 auf 54,9 Millionen DDD 2003).2 Unter einer
durchschnittlichen Tagesdosis von 26 mg erlitten in RALES 2% der mit Spironolakton Behandelten eine schwere Hyperkaliämie (Kalium über 6
mmol/l).1 Bedrohliche Kaliumanstiege sind jedoch unter Praxisbedingungen wahrscheinlich häufiger:
In einer Beobachtungsstudie aus Kanada werden die Verordnungsdaten aller über 64-Jährigen in Ontario im Zeitraum zwischen 1994 und 2001 mit
Krankenhausdiagnosen korreliert. Die Häufigkeit von Spironolaktonverordnungen steigt nach Veröffentlichung der RALES-Studie von 12 auf 32 pro 1.000
Patienten. Gleichzeitig steigt auch die jährliche Rate der Krankenhausaufnahmen aufgrund schwerer Hyperkaliämien (von 1,2 auf 2,8 pro 1.000) sowie der
hierdurch bedingten Todesfälle (von 0,17 auf 0,39 pro 1.000). Auch eine Adjustierung für Verordnungszahlen anderer relevanter Arzneimittel wie ACE-
Hemmer, nichtsteroidale Antirheumatika oder Diuretika ändert nichts an den Resultaten. Die Autoren rechnen für die USA mit jährlich 37.000
zusätzlichen krankenhauspflichtigen Hyperkaliämien und 4.200 zusätzlichen Hyperkaliämie-bedingten Todesfällen.3
Als potenzielle Fehler bei der Verordnung werden zu weite Indikationsstellung, inadäquate Dosierung, zu seltene Kontrollen der Kaliumspiegel, Nichtbeachtung
von Kontraindikationen und passagere Nierenfunktionsverschlechterung genannt. Bei Komedikation von Spironolakton mit ACE-Hemmern in Standarddosierungen
steigt das Hyperkaliämierisiko. Andere Beobachtungsstudien zur Verordnungspraxis von Spironolakton bei Herzinsuffizienz4 sowie zu Patienten mit
schweren Hyperkaliämien5 bestärken den Verdacht auf häufige Fehlverordnungen des Aldosteronantagonisten.
Zur Behandlung der Herzinsuffizienz reicht eine Tagesdosis von 25 mg Spironolakton. In Deutschland gibt es nur von ALDACTONE und VEROSPIRON T
Zubereitungen mit 25 mg. Begleitmedikation und Kontraindikationen sind streng zu beachten. Der Kreatinin-Grenzwert von 2,5 mg/dl kann gerade bei älteren
und muskelschwachen Patienten über das Ausmaß einer Nierenfunktionseinschränkung täuschen. Eine Abschätzung der Kreatinin-
Clearance ist verlässlicher, Werte unter 30 ml pro Minute gelten als Kontraindikation.*

** |
RALES = Randomized Aldactone Evaluation Study |
|