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Kurz und bündig

Radikale Prostatektomie senkt Mortalität bei lokalisiertem Prostatakarzinom: Eine schwedische Arbeitsgruppe veröffentlicht Zehn- Jahres-Daten einer randomisierten kontrollierten Studie, in der bei Patienten mit frühen Stadien eines Prostatakarzinoms beobachtendes Abwarten ("watchful waiting") mit radikaler Prostatektomie verglichen wird. 695 Männer unter 75 Jahren mit lokalem Prostatakarzinom (75% im TNM-Stadium T2: makroskopisch feststellbarer Tumor, auf die Drüse beschränkt) mit gut bis mäßig differenziertem Karzinomgewebe (GLEASON*-Score 2-7) werden nach zufälliger Zuteilung entweder operiert ("Radikalität" der Operation hat dabei Vorrang vor Erhalt der erektilen Funktion) oder lediglich regelmäßig kontrolliert. Nur 5% der Karzinome werden durch "PSA-Screening" identifiziert. Ein Großteil der Männer hatte vor Diagnose Symptome (40%), oder die Diagnose wurde zufällig gestellt (25%). Erste Ergebnisse wurden bereits 2002 nach medianer Beobachtungszeit von 6,2 Jahren veröffentlicht. Damals konnte zwar eine Verringerung krankheitsspezifischer Todesfälle, Fernmetastasen und lokaler Progression nachgewiesen werden, jedoch kein Einfluss auf die Gesamtmortalität (a-t 2002; 33: 129). Nach nunmehr zehn Jahren Studiendauer und einer medianen Beobachtungszeit von 8,2 Jahren ist die Gesamtsterblichkeit statistisch signifikant von 32% auf 27% gesunken (relatives Risiko 0,74; 95Konfidenzintervall 0,6-0,99; NNT = 20). Bei den Operierten lässt sich etwa ein Drittel (9,6% von 27%), bei den Kontrollen knapp die Hälfte aller Todesfälle (14,9% von 32%) auf das Prostatakarzinom zurückführen. Der Überlebensvorteil scheint sich auf unter 65-Jährige zu beschränken, allerdings ist die Studie nicht auf die Analyse von Subgruppen angelegt. Die Operation ist gemäß der ersten Publikation von 2002 im Vergleich mit beobachtendem Abwarten häufiger mit erektiler Dysfunktion (80% vs. 45%) und mäßiger bis schwerer Harninkontinenz (18% vs. 2%) verbunden. Im weiteren Verlauf sollen bei den primär nicht Operierten durch zusätzliche Behandlungsmaßnahmen wie Hormon- oder Strahlentherapie Störwirkungen jedoch zunehmen. Konkrete Daten hierzu werden allerdings nicht berichtet (BILL-AXELSON, A. et al.: N. Engl. J. Med. 2005; 352: 1977-84). Erstmals wird somit ein Überlebensvorteil für eine therapeutische Intervention bei lokalisiertem Prostatakarzinom berichtet. Der Nutzen scheint auf unter 65 -Jährige mit ausreichender Lebenserwartung beschränkt. Valide Daten zum Vergleich mit Strahlentherapie liegen nicht vor. Die Ergebnisse lassen sich zudem nicht ohne weiteres auf die durch PSA-Screening entdeckten, klinisch unauffälligen Prostatakarzinome übertragen, -Red.

*

GLEASON-Score = Maß für die Differenzierung der Tumorzellen, berechnet aus der Bewertung der zwei größten Tumorareale. 2 bis 4: gut differenziert; 5 bis 7: mäßig differenziert; 8 bis 10: schlecht differenziert



© 2005 arznei-telegramm

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