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Krampfanfälle unter parenteralem Dimenhydrinat (VOMEX A)?

Ein Notarzt wird zu einer 70-jährigen Frau mit Schenkelhalsfraktur gerufen. Bevor die Patientin zur Rettung umgelagert werden soll, erhält sie das Antiemetikum Dimenhydrinat (VOMEX A) langsam i.v.. Während der nachfolgenden Opioidgabe erleidet sie einen tonisch-klonischen Krampfanfall mit Blickdeviation, steht auf, offenbar ohne Schmerzen zu empfinden, und ist anschließend bis zum Eintreffen in der Klinik bewusstlos (NETZWERK-Bericht 14.923). Der Arzt berichtet über einen weiteren Patienten, der während der Verlegungsfahrt zur Bypass-Operation im Fahrzeug zweimal eine halbe Ampulle Dimenhydrinat i.v. erhält. Gleich nach der zweiten Injektion hat er einen tonisch-klonischen Krampfanfall mit Tachykardie und Atemstillstand über 20 bis 30 Sekunden (14.924). Dimenhydrinat dissoziiert im Blut in den Xanthinabkömmling 8-Chlortheophyllin und das Antihistaminikum Diphenhydramin (EMESAN, Generika). Sowohl unter Theophyllinen als auch nach Überdosierung von Diphenhydramin bzw. Dimenhydrinat sind Krampfanfälle beschrieben. In einer Auswertung von fast 400 Vergiftungsberichten aus Kalifornien bilden Diphenhydramin-Überdosierungen hinter Bupropion (ELONTRIL, ZYBAN) die zweithäufigste Ursache für Konvulsionen in dieser Patientengruppe (THUNDIYIL, J. G. et al.: J. Med. Toxicol. 2007; 3: 15-9). In den oben erwähnten Berichten liegen die Dosierungen allerdings im therapeutischen Bereich. Die erste Patientin erhält im Anschluss an Dimenhydrinat 0,15 mg Fentanyl (FENTANYL, Generika) injiziert, das ebenfalls Krampfanfälle auslösen kann. Beim zweiten Patienten sind die Begleitumstände einschließlich einer eventuellen Komedikation nicht bekannt. Das seit den 1950er Jahren angebotene Dimenhydrinat wird nach wie vor häufig verwendet. Sollte Verdacht auf Dimenhydrinat- bzw. Diphenhydramin-bedingte Krampfanfälle bestehen, bitten wir um Mitteilung an unser NETZWERK DER GEGENSEITIGEN INFORMATION.

© 2008 arznei-telegramm, publiziert am 9. Mai 2008

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