Rückruf von Grippeimpfstoff PREFLUCEL
Erstmalig ist in diesem Jahr der in Zellkulturen (Verozellen) hergestellte Grippeimpfstoff PREFLUCEL in den Handel gekommen (a-t 2011; 42: 71). In der Werbung stellt Baxter die Produktionsmethode als „bewährt” sowie „schneller, weniger anfällig für Verunreinigungen und unabhängig von der Lieferbarkeit von Hühnereiern” dar (Baxter: Pressemitteilung vom 4. Okt. 2011). In einer Vergleichsstudie mit Plazebo an 7.250 Personen sind laut Firmenautoren keine behandlungsbedingten schwerwiegenden unerwünschten Wirkungen aufgetreten (BARRETT, P.N. et al.: Lancet 2011; 377: 751-9). In der Praxis fallen aktuell jedoch bei einer Charge des Impfstoffes gehäuft unerwünschte Wirkungen auf. Dem Paul-Ehrlich-Institut (PEI) liegen bis zum 24. Oktober 2011 105 Verdachtsmeldungen zu unerwünschten Wirkungen von PREFLUCEL vor, darunter 19 schwerwiegende wie anaphylaktischer Schock, Bronchospasmus, Kreislaufkollaps u.a. (PEI: Schreiben vom 1. Nov. 2011). Das PEI sieht daher „ein Risiko für die Patientensicherheit, das angesichts der Verfügbarkeit sicherer Influenzaimpfstoffe nicht vertretbar ist”. Die Ursache für die erhöhte Störwirkungsrate ist bislang unklar (PEI: Chargenrückruf PREFLUCEL, Sicherheitsinformation vom 26. Okt. 2011). Baxter hat inzwischen alle Chargen aus dem Handel gezogen (Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker: Vorabmitteilung Pharm. Ztg. 44/11 vom 27. Okt. 2011). PREFLUCEL steht somit für die Saison 2011/12 nicht mehr zur Verfügung.
Unserem NETZWERK DER GEGENSEITIGEN INFORMATION gingen drei Berichte aus einer allgemeinmedizinischen Praxis zu, die Fieber, Schüttelfrost, Dyspnoe und Tachykardie als schwere unerwünschte Wirkungen (NETZWERK-Berichte 15.990, 15.991) sowie Reaktionen an der Injektionsstelle (starke Schwellung, Schmerzen; NETZWERK-Bericht 15.989) in Verbindung mit dem Impfstoff schildern.
© 2011 arznei-telegramm, publiziert am 4. November 2011
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