Pharmaindustrie gibt bis zu 91 Mio. € im Jahr für Lobbyismus in der EU aus
Den Einträgen im Transparency-Register der EU (http://www.europa.eu/transparency-register/) zufolge gibt die europäische pharmazeutische Industrie im Jahr mehr als 40 Mio. € aus, um Entscheidungsfindungen in der europäischen Union zu beeinflussen. Die Einträge in das Register sind allerdings freiwillig und somit unvollständig. Nach einer von den international agierenden Gruppen Health Action International (hai) und Corporate Europe Observatory (CEO) veröffentlichten Studie dürften etwa 220 Lobbyisten aktiv sein und die Ausgaben eher in der Größenordnung um 91 Mio. € liegen. Die Hälfte der Summe entfällt auf firmeneigene Agenten. Die Ausgaben entsprechen in etwa denen der pharmazeutischen Industrie für Lobbying in den USA. Dort ist die Meldung der Ausgaben obligatorisch. Im Pharmabereich tätige Gruppen, die nicht der Pharmaindustrie zuzurechnen sind, geben in Europa im Jahr 3,4 Mio. € aus - also nur einen Bruchteil des von der Industrie eingesetzten Betrages. Dem so genannten Transparenz-Register der EU mangelt es insgesamt an Transparenz: So fehlen beispielsweise Angaben, in welche Projekte die Gelder fließen, etwa auf welche Bereiche der Gesetzgebung die Lobbyisten versuchen, Einfluss zu nehmen (hai, CEO: Divide & Conquer: A look behind the scenes of the EU pharmaceutical industry lobby, Research paper, March 2012; http://haieurope.org/wp-content/uploads/2012/04/28-March-2012-Divide-Conquer-HAI-Europe-CEO.pdf). Lobbying rechnet sich offensichtlich für die Pharmaindustrie. Diese Aktivitäten haben beispielsweise mit dazu beigetragen, die Markteinführung preiswerter Generika in der EU zu verzögern (ADAMINI, S. et al.: J. Health Politics, Policy and Law 2009; 34: 979-1010). Auch an der Verschwendung öffentlicher Gelder für Impfstoffe gegen Schweinegrippe hatte Lobbyismus - hier insbesondere bei der WHO - bedeutenden Anteil (O'DOWD, A.: BMJ 2010; 340: c3033).
© 2012 arznei-telegramm, publiziert am 7. Mai 2012
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