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Mit Multivitaminpräparaten Krebs vorbeugen?

In den vergangenen 25 Jahren sind etliche randomisierte Studien erschienen, in denen der Nutzen verschiedener Vitamine und Mineralstoffe zur Vorbeugung kardiovaskulärer Erkrankungen oder Krebs geprüft wurde. Die Mehrzahl ergibt keinen Nutzen, einige sogar einen negativen Effekt, insbesondere für Vitamin E und Betakarotin (a-t 2011; 42: 99, 2008; 39: 123-4, 2004; 35: 115, 2003; 34: 100-2). Jetzt soll die kürzlich publizierte Physicians' Health Study (PHS) II ein signifikant reduziertes Krebsrisiko durch ein Multivitaminpräparat belegen: In der randomisierten Studie nehmen mehr als 14.600 zu Beginn mindestens 50 Jahre alte US-amerikanische Ärzte im Median elf Jahre lang ein Präparat mit mehr als 30 verschiedenen Vitaminen und Mineralstoffen oder ein Scheinmedikament ein. Im Vitaminarm liegt die Rate an Krebserkrankungen bei 17,0 gegenüber 18,3/1.000 Personen/Jahr unter Plazebo (Hazard Ratio 0,92; 95% Konfidenzintervall 0,86-0,998; p = 0,04). Ein Einfluss auf spezifische Karzinome, beispielsweise der Prostata oder des Kolons, lässt sich nicht nachweisen, ebenso wenig auf die Krebssterblichkeit (GAZIANO, J.M. et al.: JAMA 2012; 308: 1871-80). Dass die Einnahme von Vitaminpräparaten vor Krebs schützt, kann die Studie jedoch nicht zuverlässig belegen, unter anderem weil trotz Analyse von zwei primären Endpunkten - weiterer primärer Zielparameter waren kardiovaskuläre Erkrankungen, die nach einer separaten Veröffentlichung nicht gemindert werden (SESSO, H.D. et al.: JAMA 2012; 308: 1751-60) - nicht für multiples Testen adjustiert wird. Das ohnehin nur knapp signifikante Ergebnis wäre dann nicht mehr signifikant. Insgesamt lässt sich die Zahl der Analysen in PHS II kaum noch überschauen: Im faktoriellen Design wurde dort der Einfluss von insgesamt vier verschiedenen Interventionen, neben der Multivitaminkombination Vitamin C, Vitamin E und Betakarotin, auf einen oder mehrere Endpunkte in den Bereichen Krebs, kardiovaskuläre Erkrankungen, Augenerkrankungen und kognitive Funktionen geprüft. Bis heute wurden statistische Auswertungen zu 7 primären und 13 sekundären Endpunkten berichtet, weitere sind laut Studienregister ClinicialTrials.gov geplant. In den Analysen blieben Vitamin C und Vitamin E ohne Effekt auf Herzinfarkte, Schlaganfälle, Krebs, Katarakt oder Makuladegeneration (BACH, P.B., LEWIS, R.J.: JAMA 2012; 308: 1916-7). Es bleibt daher dabei: Von der Einnahme von Vitaminen zur Vorbeugung von Krebs oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist abzuraten, -Red.

© 2012 arznei-telegramm, publiziert am 7. Dezember 2012

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