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Nebenwirkungen

ANWENDUNGSBESCHRÄNKUNGEN FÜR METOCLOPRAMID(PASPERTIN, GENERIKA)

Die europäische Arzneimittelbehörde EMA will Indikationen, Dosierung und Anwendungsdauer von Metoclopramid (PASPERTIN, Generika) deutlich einschränken. Auf diese Weise soll das lange bekannte Risiko der durch das Prokinetikum hervorgerufenen Bewegungsstörungen (vgl. a-t 2008; 39: 95-7 und 2009; 40: 31) gemindert werden. Metoclopramid kann besonders bei Kindern akute extrapyramidale Störwirkungen auslösen. Daneben verursacht es potenziell irreversible Spätdyskinesien, die häufiger bei älteren Patienten auftreten und mit Dosis und Einnahmedauer zunehmen.1

Dauergebrauch soll nach dem Willen der EMA gar nicht mehr erlaubt sein: Metoclopramid soll in Zukunft maximal fünf Tage eingenommen werden. Für chronische Erkrankungen wie Gastroparese, Dyspepsie oder gastroösophageale Refluxkrankheit, für die ein Nutzen des Mittels ohnehin unzureichend nachgewiesen ist, kommt es daher künftig nicht mehr in Betracht. Bei Erwachsenen bleibt Prävention von Übelkeit und Erbrechen nach Operation, Strahlentherapie sowie - bei verzögertem Auftreten* - im Rahmen einer Chemotherapie zugelassene Indikation, außerdem die symptomatische Therapie von Übelkeit und Erbrechen z.B. bei akuter Migräne. Bei Kindern soll es nur noch als Reservemittel zur Prävention von Übelkeit und Erbrechen mit verzögertem Auftreten bei Chemotherapie sowie zur Therapie von Übelkeit und Erbrechen nach Operation verwendet werden. Bei Kindern unter einem Jahr ist Metoclopramid in Zukunft kontraindiziert.1

Pro Tag dürfen zudem maximal 0,5 mg Metoclopramid pro Kilogramm (kg) Körpergewicht verwendet werden: Erwachsene erhalten üblicherweise bis zu dreimal täglich 10 mg, Kinder bis zu dreimal täglich 0,1 mg/kg bis 0,15 mg/kg. Tropfen mit mehr als 1 mg/ml und hochdosierte Präparate wie Zäpfchen mit 20 mg sollen aus dem Verkehr gezogen werden. Intravenös soll Metoclopramid auch wegen der seltenen schweren kardiovaskulären Effekte wie Bradykardie oder Herzstillstand nur noch als langsamer Bolus über mindestens drei Minuten verabreicht werden. Das Prokinetikum soll aus diesem Grund bei Risikogruppen wie älteren Patienten, Patienten mit Reizleitungsstörungen, Elektrolytstörungen, Bradykardie oder gleichzeitiger Einnahme von Arzneimitteln, die das QT-Intervall verlängern, nur noch mit besonderer Vorsicht angewendet werden.1

1  EMA: European Medicines Agency recommends changes to the use of metoclopramide, 26. Juli 2013;
http://www.ema.europa.eu

*  Die Datenlage zu Metoclopramid gegen akut auftretende Übelkeit/Erbrechen bei Chemotherapie ist begrenzt, das Mittel schneidet hier schlechter ab als 5-HT3-Antagonisten wie Ondansetron (ZOFRAN, Generika), und es werden hohe Dosierungen benötigt, die mit deutlich erhöhtem Störwirkungsrisiko einhergehen.1

© 2013 arznei-telegramm, publiziert am 16. August 2013

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