logo
logo
Die Information für medizinische Fachkreise
Neutral, unabhängig und anzeigenfrei
vorheriger Artikela-t 2014;45: 24 
Nebenwirkungen

MEFLOQUIN (LARIAM): AUGENERKRANKUNG UND ANDERE ANHALTENDE SCHÄDEN

Das Malariamittel Mefloquin (LARIAM) kann "verschwommenes Sehen, Geblendetsein bei Dunkelheit oder andere Sehstörungen" auslösen. Dieser Hinweis des aktuellen LARIAM-Beipackzettels von Januar 20141 klingt relativ harmlos. Die Patienten erfahren jedoch nicht, dass es sich dabei um Anzeichen einer möglicherweise lang anhaltenden oder sogar bleibenden Schädigung handeln kann. Die ebenfalls neu formulierte Fachinformation2 ist etwas informativer. Sie verweist jetzt auf "Verschwommensehen, Katarakt, Netzhauterkran-kungen und Optikusneuropathie, die während oder nach der Behandlung mit Latenz auftreten können".2 Besser informiert werden die Fachkreise in anderen Ländern. Dort wird betont, dass die Augenerkrankung sehr langsam abklingen kann3-6 und dass auch bleibende Folgeschäden3,5,6 vorkommen.

Auch die jüngste Warnmitteilung soll - so Roche (Schweiz) - "nichts am gesamten positiven Nutzen-Risiko- Profil von LARIAM"6 ändern. Diese Einschätzung erachten wir als pure Marketing-Desinformation. Über das Risiko bleibender neuropsychiatrischer Schadwirkungen haben wir in a-t 2013; 44: 72 und 84 berichtet. Laut neuer Fachinformation2 soll der Reisende im Falle mentaler Veränderungen Mefloquin absetzen und "sofort ärztlichen Rat"2 einholen. Sofortige ärztliche Hilfe dürfte aber in Dritte-Welt-Ländern oft schwer zu erreichen sein. Die Fachinformation verweist jetzt zudem darauf, dass Mefloquin bei Symptomen einer Neuropathie wie Taubheitsgefühl abzusetzen ist, um "einer irreversiblen Störung vorzubeugen", sowie bei vestibulären Störungen wie Tinnitus, die "manchmal andauernd" sind.2 Auch Amnesie ist als "manchmal langandauernd, über 3 Monate" deklariert.2 Anhaltender Gedächtnisverlust in Verbindung mit der Einnahme von Mefloquin ist inzwischen sogar in die Literatur eingegangen.7

Für ein Arzneimittel, das überwiegend von gesunden Reisenden prophylaktisch eingenommen wird, ist ein solches Potenzial monatelang anhaltender oder irreversibler Schadwirkungen, die die Lebensqualität stark beeinträchtigen können, nicht akzeptabel. Wir raten daher von Mefloquin ab. Als Alternative kommen zur Malariaprophylaxe - abhängig vom Reiseziel - das teure Atovaquon plus Proguanil (MALARONE, Generika) sowie das international gebräuchliche, jedoch in Deutschland nicht zur Malariaprophylaxe zugelassene Tetrazyklin Doxycyclin (DOXY-CT u.a.) infrage, -Red.

1 Roche: Beipackzettel LARIAM, Stand Jan. 2014
2 Roche: Fachinformation LARIAM, Stand Jan. 2014
3 Department of Health Hongkong: Safety alert vom 16. Juli 2013
http://www.a-turl.de/?k=olzr
4 Health Sciences Authority Singapore: Communication on risk of eye disorders with use of LARIAM (mefloquine), 25. Juli 2013, zu finden unter:
http://www.a-turl.de/?k=auwe
5 TGA, Australien: Safety advisory - potential for visual disturbances, 11. Okt. 2013;
http://www.a-turl.de/?k=lost
6 Roche (CH): Wichtige sicherheitsrelevante Information, Ärzteanschreiben, 29. Jan. 2014;
http://www.a-turl.de/?k=rbar
7 BONOS, L.: Book review: ,The Answer to the Riddle Is Me' by D.S. MacLEAN, Washington Post, 23. Jan. 2014;
http://www.a-turl.de/?k=elko

© 2014 arznei-telegramm, publiziert am 14. Februar 2014

Autor: Redaktion arznei-telegramm - Wer wir sind und wie wir arbeiten

Diese Publikation ist urheberrechtlich geschützt. Vervielfältigung sowie Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen ist nur mit Genehmigung des arznei-telegramm® gestattet.

vorheriger Artikela-t 2014;45: 24