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Divertikulitis unter Denosumab (PROLIA)

Bei einer 64-jährigen Frau, die mehrere Jahre zuvor wegen Brustkrebs operiert und adjuvant bestrahlt worden war, wird im Rahmen einer Fraktur des oberen Sprunggelenks eine Osteoporose mit Brustwirbelkörper-Sinterfraktur festgestellt. Zunächst wird sie zwei Jahre lang mit Bisphosphonaten, Kalzium und Vitamin D behandelt. Nach Umstellung auf Denosumab (PROLIA) kommt es mehrfach zu schweren Entzündungsschüben einer bekannten Divertikulose, die schließlich eine Operation erfordern. Kurz danach tritt erneut eine Divertikulitis auf (NETZWERK-Bericht 16.685). Divertikulitis gehört zu den schwerwiegenden Infektionen, die in Zulassungsstudien zur Behandlung von Frauen mit postmenopausaler Osteoporose und vor allem bei Männern mit Knochenverlust durch Hormonablation unter Denosumab häufiger vorgekommen sind als unter Plazebo.1-3 Ein erhöhtes Infektionsrisiko unter dem monoklonalen Antikörper erscheint plausibel: Der von Denosumab gehemmte RANK*-Ligand, der zur Superfamilie der Tumornekrosefaktoren gehört, ist nicht nur am Knochenstoffwechsel beteiligt, sondern hat auch wichtige Funktionen im Immunsystem, so etwa für die Reifung von dendritischen (Antigen-präsentierenden) Zellen (vgl. a-t 2010; 41: 60-2).2 Die europäische Arzneimittelbehörde (EMA) dokumentiert im Rahmen der Spontanberichtserfassung 71 Meldungen zu Divertikulitis unter Denosumab. Vorwiegend sind Frauen betroffen, die PROLIA anwenden.4

1 ROTHSTEIN, A. (FDA): Diavortrag Advisory Committee Meeting, 13. Aug. 2009;
http://www.a-turl.de/?k=erza
2 FDA: Briefing Document Advisory Committee Meeting, 13. Aug. 2009
http://www.a-turl.de/?k=alje
3 Amgen: Fachinformation PROLIA, Stand Juli 2014
4 EMA: Europäische Datenbank gemeldeter Verdachtsfälle zu Divertikulitis in Verbindung mit Denosumab, Stand Okt. 2014, Zugriff Dez. 2014

* RANK = Receptor Activator of Nuclear Factor Kappa B

© 2014 arznei-telegramm, publiziert am 12. Dezember 2014

Autor: Redaktion arznei-telegramm - Wer wir sind und wie wir arbeiten

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