Phenylephrin in Erkältungsmitteln per os lindert verstopfte Nase nicht besser als Plazebo
Das Sympathomimetikum Phenylephrin in peroralen Erkältungsmitteln soll lästige Schnupfensymptome lindern. Die rezeptfreien Präparate enthalten pro Dosis 10 mg oder 12,2 mg Phenylephrin in Kombination mit Parazetamol (in DOREGRIPPIN, GELOPROSED) sowie zum Teil mit einem Hustenmittel als dritten Wirkstoff (in CETEBE ANTIGRIPPAL, WICK DAYMED KOMBI). Eine 2007 veröffentlichte systematische Übersicht kleiner älterer Studien lässt allerdings keine Wirksamkeit von 10 mg Phenylephrin per os bei verstopfter Nase erkennen.1 Aufgrund der schlechten Datenlage hat die US-amerikanische Arzneimittelbehörde FDA aussagekräftige Studien gefordert. In einer daraufhin durchgeführten siebentägigen randomisierten offenen Studie mit 539 sonst gesunden Erwachsenen mit saisonaler allergischer Rhinitis schlägt der Nutzenbeleg jetzt erneut fehl: Phenylephrin-Dosierungen von 10 mg bis 40 mg alle vier Stunden, maximal sechsmal am Tag, lindern Nasenverstopfung nicht signifikant besser als Plazebo.2 Zum gleichen Negativergebnis kommt dieselbe Arbeitsgruppe beim Vergleich von 30 mg retardiertem Phenylephrin mit Plazebo bei 575 Patienten.3 Erkältungsmittel, die ein Sympathomimetikum und Parazetamol enthalten, erachten wir nicht zuletzt auch wegen des Risikos leberschädlicher Gesamtdosierungen für bedenklich, etwa wenn zusätzlich zum Erkältungsmittel rezeptfreie Parazetamol-Schmerzmittel verwendet werden (a-t 2007; 38: 105). Wir bevorzugen symptombezogen gewählte Einstoffpräparate, beispielsweise Nasentropfen oder -sprays mit einem Sympathomimetikum zur lokalen Schleimhautabschwellung wie Xylometazolin (OTRIVEN, Generika), die rasch und zuverlässig für freie Nasenatmung sorgen. Diese dürfen jedoch nur maximal sieben Tage lang hintereinander angewendet werden,4 um ein Anschwellen der Schleimhaut als Reboundeffekt zu vermeiden („Nasentropfenrhinitis”), –Red.
(R = randomisierte Studie, M = Metaanalyse) | |
M 1 | HATTON, R.C. et al.: Ann. Pharmacother. 2007; 41: 381-90 |
R 2 | MELTZER, E.O. et al.: J. Allergy Clin. Immunol. Pract. 2015; 3: 702-8 |
R 3 | MELTZER, E.O. et al.: Ann. Allergy Asthma Immunol. 2016; 116: 66-71 |
4 | Johnson & Johnson: Fachinformation OLYNTH 0,1%, Stand Sept. 2014 |
© 2016 arznei-telegramm, publiziert am 22. Januar 2016
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