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Kurz und bündig

Flurbiprofen-Lutschtabletten in Frankreich rezeptpflichtig

Seit Sommer 2019 sind in Frankreich Flurbiprofen-haltige Lutschtabletten gegen Halsschmerzen (DOBENDAN DIREKT u.a.) nur noch auf Rezept erhältlich. Auf Anfrage unserer Schwesterzeitschrift La Revue Prescrire begründet die französische Arzneimittelbehörde ANSM ihre Entscheidung vor allem mit potenziellen Wechselwirkungen des nichtsteroidalen Antirheumatikums (NSAR) mit Antikoagulanzien. Hintergrund sind 49 der Behörde zugegangene Berichte über Schadwirkungen in Verbindung mit den Lutschpastillen, darunter 5 Blutungsereignisse hauptsächlich im Gastrointestinaltrakt, die zum Teil unter gleichzeitiger Einnahme oraler Antikoagulanzien wie Apixaban (ELIQUIS) auftraten.1 In Deutschland ist Flurbiprofen in Lutschtabletten zur symptomatischen Behandlung von Rachenschmerzen seit 2004 rezeptfrei erhältlich. Zudem wird das Antirheumatikum, ebenfalls rezeptfrei, auch als Rachenspray angeboten. Die Fachinformationen enthalten zwar die Standard-Warnung vor gastrointestinalen NSAR-Komplikationen wie Ulzera, Blutungen und Perforationen einschließlich des Hinweises auf eine Risikozunahme mit steigenden NSAR-Dosierungen, höherem Lebensalter u.a. Im nächsten Halbsatz heißt es jedoch verharmlosend und desinformierend, dass „dieser Effekt üblicherweise nicht in Zusammenhang mit der kurzzeitig begrenzten Anwendung von Arzneimitteln wie DOBENDAN DIREKT nachgewiesen“ sei.2 Dies wiegt umso schwerer, als Patienten mit Halsschmerzen zusätzlich ebenfalls rezeptfreie NSAR-haltige „Erkältungsdämpfer“ wie ASPIRIN COMPLEX (Azetylsalizylsäure plus Pseudoephedrin) oder BOXAGRIPPAL (Ibuprofen plus Pseudoephedrin, vgl. a-t 2013; 44: 112-3) einnehmen könnten. Auch angesichts weiterer unerwünschter Wirkungen einschließlich zum Teil schwerwiegend verlaufender Hypersensitivitätsreaktionen (vgl. a-t 2018; 49: 55) sowie häufiger Ulzerationen der Mundschleimhaut2 raten wir weiterhin nachdrücklich von der Verwendung Flurbiprofen-haltiger Rachentherapeutika ab. Neben allgemeinen Maßnahmen wie ausreichender Flüssigkeitszufuhr und Lutschen nichtmedizinischer Bonbons kommen – bei starken Schmerzen – zur symptomatischen Linderung Lidokain-haltige Lutschtabletten (TRACHILID) in Betracht, –Red.

1La Revue Prescrire 2019; 39: 737
2Reckitt Benckiser: Fachinformation DOBENDAN DIREKT FLURBIPROFEN Lutschtabletten bzw. Spray, Stand Juli 2019 bzw. Aug. 2017

© 2019 arznei-telegramm, publiziert am 15. November 2019

Autor: Redaktion arznei-telegramm - Wer wir sind und wie wir arbeiten

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