ÜBEL RIECHENDES METOPROLOL VON ALIUD

„Chemisch, ranzig, cannabis- oder knoblauchartig“ bzw. „unangenehm“ kann es riechen, wenn Tabletten einiger Chargen von METOPROLOLSUCCINAT RETARD 95 mg ALIUD aus dem Blister gedrückt werden.¹ Seit Mai 2021 sind der Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker 54 derartige Meldungen zugegangen,^1,2 in den acht Jahren zuvor lediglich eine.¹ Da unverblisterte Bulkchargen keinen vergleichbaren Geruch verbreiten, wird vermutet, dass dieser vom Kunststoffanteil der Blisterfolie ausgeht und die Geruchsmoleküle von der mikrokristallinen Zellulose, einem wesentlichen Hilfsstoff der Retardtabletten, aufgenommen werden.¹ Andere Aliud-Produkte sollen „nach bisherigem Kenntnisstand“ nicht betroffen sein.³

Stinkende Arzneimittel gab es bisweilen auch in der Vergangenheit, etwa bei dem im Prinzip geruchlosen CSE-Hemmer Simvastatin. Hier wurden Eisenoxide, die im Filmüberzug von SIMVASTATIN AXCOUNT Tabletten enthalten sind, als Quelle verdächtigt (a-t 2011; 42: 100). Durch muffig-schimmeligen Geruch sind Tabletten mit Clopidogrel, Darunavir, Felodipin, Metformin und Ramipril verschiedener Anbieter aufgefallen. Bei Felodipin wurde das Fungizid 2,4,6-Trichloranisol geortet, das bereits in Spuren unangenehm riecht, und bei Darunavir 2,4,6-Tribromanisol, das aus Holzpaletten stammen soll, die für Lagerung und Transport von Kunststoffbehältern für Arzneimittel verwendet werden (a-t 2011; 42: 108).

Unangenehmer Geruch kann Widerwillen gegen Arzneimittel auslösen und die Einnahmetreue (Adhärenz) beeinträchtigen. Wir raten davon ab, auffällig riechende Arzneimittel einzunehmen, selbst wenn sich der Geruch mit der Zeit durch „Auslüften“ verflüchtigt. Sobald ein Medikament – anders als zuvor gewohnt – ungewöhnlich riecht oder schmeckt, sollte es wegen Verdachts auf Verunreinigung und Qualitätsmangel reklamiert und unmittelbar Rücksprache mit dem verordnenden Arzt genommen werden, um das Risiko von Therapieunterbrechung und eventuelle Folgen unkontrollierten Absetzens zu verringern, –Red.

© 2021 arznei-telegramm, publiziert am 24. September 2021

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