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AMOROLFIN (LOCERYL VON ROCHE):
NAGELMYKOSEN WEGLACKEN?

Nagelmykosen sind hartnäckig. Konventionelle äußerliche Antimykotika helfen kaum, und selbst eine längere systemische Behandlung mit Griseofulvin (FULCIN u.a.) oder Terbinafin (LAMISIL) kann versagen oder unerwünschte Wirkungen wie Leberschäden verursachen (vgl. a-t 1 [1993], 20). Nun verspricht ein weiterer Nagellack bequeme Abhilfe.

EIGENSCHAFTEN: Der farblose Nagellack LOCERYL enthält Amorolfin, ein Morpholin-Derivat, das mit anderen Antimykotika chemisch nicht verwandt ist. Amorolfin beeinträchtigt die Sterolsynthese der Pilze und damit die Funktion ihrer Zellmembran. Der 5%ige Lack ist zur Behandlung von Nagelmykosen durch Dermatophyten und Hefen zugelassen, eine 0,25%ige Creme-Zubereitung gegen Hautmykosen durch Dermatophyten und Candida.

KLINISCHE STUDIEN: Wenn das proximale Ende eines Nagels ein eindeutig gesundes Wachstum aufweist, "müßte die Behandlung mit 5%igem Amorolfin-Nagellack genügen, um eine vollständige Gesundung des Nagels zu erreichen".1 Eine offene Studie, die diese Meinungsäußerung belegen soll, läuft noch (s. Kasten).

Für die Anwendung an den Fingernägeln ließ sich ein eindeutiger Vorteil der zweimal wöchentlichen Anwendung ausmachen, nicht jedoch für Therapie von Fußnagelmykosen.1 Die pauschale Empfehlung des Herstellers "ein- bis zweimal wöchentlich" verursacht somit unnötige Kosten. Patienten, bei denen mehr als 80% der Nagelfläche befallen ist, blieben von der Studie ausgeschlossen. Daten zur Beurteilung der Ansprechrate in Abhängigkeit vom Ausmaß des Nagelbefalls fehlen2 sowie veröffentlichte Vergleiche mit der täglich anzuwendenden Ciclopirox-Lösung NAGEL-BATRAFEN.

In einer Multicenter-Studie, an der 538 Patienten teilnahmen, aber nur 317 ausgewertet wurden, sollen nach sechsmonatiger Behandlung 46% bis 52% der Patienten mykologische und klinische Heilung zeigen, bei Therapieversagern um 30%.1

Gegen Hautmykosen (Tinea pedis, Tinea corporis und intertriginöse Mykosen) wirkt die einmal tägliche Anwendung einer Creme mit 0,125%, 0,25% oder 0,5% Amorolfin gleich gut wie eine 1%ige Bifonazol-Creme (MYCOSPOR).5 Vergleiche mit Standardantimykotika wie Clotrimazol (CANESTEN u.a.) fehlen.

STÖRWIRKUNGEN: Außer einem periungualem Brennen, Pruritus, Erythemen und lokalem Schmerz werden keine Störwirkungen angegeben.

KOSTEN: Eine Packung zu 5 ml soll für die sechsmonatige Behandlung von drei Nägeln reichen. Die erheblichen Kosten von 98 DM pro Packung wirken sich nur dann kostendämpfend aus, wenn sich die behauptete Einsparung systemischer Antimykotika bewahrheitet (vgl. Kasten).

FAZIT: Eine wirksame einmal wöchentliche topische Behandlung von Nagelpilzen mit einem Nagellack wäre eine Bereicherung der Therapie, denn die systemische Behandlung mit Griseofulvin (FULCIN S u.a.) oder Azol-Antimykotika beinhaltet systemische Risiken wie z.B. Leberschäden. Der mangelhaft dokumentierte Nutzen von Amorolfin (LOCERYL) – besonders für schwer befallene Nägel – enttäuscht.2 "Wegen schlechter Qualität der klinischen Studien" und "hoher Drop-out-Raten" lehnten die schwedischen Behörden die Zulassung des Nagellacks ab.4


© 1993 arznei-telegramm

Autor: Redaktion arznei-telegramm - Wer wir sind und wie wir arbeiten

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