In Produktinformationen und Werbung für den Serotonin-Wiederaufnahmehemmer Paroxetin (SEROXAT, TAGONIS) finden sich
ergänzungsbedürftige Angaben zu den unerwünschten Wirkungen (vgl. a-t 12 [1992], 121).
Kürzlich beschrieben wir extrapyramidale Störeffekte und Entzugssymptome für das Antidepressivum der Reserve (vgl. a-t 4 [1993], 38 und 40).
Der Hinweis in der Fachinformation, Alkohol sei zu meiden, obwohl keine weitere Verschlechterung der Leistungsfähigkeit zu erwarten sei,1
verharmlost dokumentierte Erfahrungen: Aus Schweden kommen Berichte über psychische Störungen unter antidepressiver Therapie mit Paroxetin bei
mäßigem Alkoholgenuß, so etwa Verwirrtheit und Selbstgefährdung nach 5 cl Schnaps bei einer 26jährigen Frau mit melancholischer
Depression sowie Psychose bei einem 50jährigen mit Alkoholanamnese. Zwei Männer waren unter der Kombination aggressiv und wesensverändert.
Einer der beiden fuhr von einem Fest zunächst mit dem Taxi nach Hause. Die anschließende Fahrt mit dem eigenen Auto endete mit dreifachem
Überschlag, bei einer Alkoholkonzentration von 0,8 Promille.2
Hyponatriämien sind für einige Antidepressiva und Neuroleptika bekannt, beispielsweise für Amitriptylin (SAROTEN u.a.) und Thioridazin (MELLERIL
u.a.).2 Zunehmend für Paroxetin beschriebene Hyponatriämien betreffen vor allem Personen ab 70 Jahre.2,3,4 Wie bei dem Serotonin-
Aufnahmehemmer Fluoxetin (FLUCTIN) wird die Störwirkung auf unzureichende Sekretion antidiuretischen Hormons
zurückgeführt.2,4
FAZIT: Alkoholgenuß kann für Personen, die den Serotoninwieder-aufnahmehemmer Paroxetin (TAGONIS, SEROXAT) einnehmen,
Aggressivität, Eigengefährdung und psychotische Reaktionen zur Folge haben und ist strengstens zu meiden. Hyponatriämien betreffen vorwiegend
Betagte.
1 | Fachinformation TAGONIS, Aug. 1992 |
2 | Biverkningsnytt: Läkartidningen 90 (1993), 1777 |
3 | GODDARD, C., C. PATON: Brit. Med. J. 305 (1992), 1332 |
4 | CHUA, T. P., S. K. VONG: Brit. Med. J. 306 (1993), 143 |
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