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Warnhinweis

HERZRHYTHMUSSTÖRUNGEN
NACH ERYTHROMYCIN (ERYTHROCIN u.a.)

Erythromycin (ERYTHROCIN u.a.) und andere Makrolidantibiotika können die arrhythmogene Wirkung neuerer Antihistaminika wie Terfenadin (TELDANE u.a.; a-t 7 [1992], 72) und Astemizol (HISMANAL; a-t 9 [1992], 94) verstärken. Auch Erythromycin allein vermag Herzrhythmusstörungen auszulösen.

Eine 58jährige Frau mit schwer beeinträchtigter Myokardfunktion und künstlicher Beatmung erhält wegen atypischer Pneumonie erstmals 1.000 mg Erythromycin als Kurzinfusion über 30 Minuten. Es treten multifokale ventrikuläre, zu Kammertachykardie fortschreitende Extrasystolen auf. Nach Dosisreduktion auf 750 mg werden noch ventrikuläre Extrasystolen, unter 500 mg keine Rhythmusstörungen mehr beobachtet.

Der australischen Gesundheitsbehörde liegen drei weitere Meldungen über Kammertachykardien und Kammerflimmern in Verbindung mit der intravenösen Anwendung hoher Dosen von Erythromycin vor, zwei mit tödlichem Ausgang.1

Nach In-vitro-Untersuchungen wirkt Erythromycin am Herzen Chinidin-ähnlich.2 Linear mit der Infusionsrate zunehmend verlängert das Makrolid das QT-Intervall.3 Polymorphe Kammertachykardien (sog. Torsades de pointes) werden aber auch nach Einnahme per os beschrieben.2

Besonders gefährdet sind Patienten mit idiopathischer QT-Verlängerung, Vorbehandlung mit Antiarrhythmika vom Chinidintyp (1a), Hypokaliämie oder stark eingeschränkter Leberfunktion mit erhöhten Erythromycin-Spitzenkonzentrationen.2,3

Für Risikopatienten empfiehlt es sich, während der Anwendung QT-Zeit und Herzrhythmus zu überwachen.3 Rasche Injektionen sind zu meiden.2

FAZIT: Erythromycin (ERYTHROCIN u.a.) verlängert dosisabhängig das QT-Intervall. Nach intravenöser Anwendung hoher Dosen können lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen eintreten. Für Patienten mit Risikofaktoren empfiehlt sich die Anwendung unter EKG- Überwachung.

1

Austr. Adv. Drug React. Bull. 14 (1995), 2

2

PILLANS, P.: Prescr. Update, Ministry of Health, New Zealand, 3 (1993), 19

3

VOGEL, F.: intern. praxis 33 (1993), 447


© 1995 arznei-telegramm

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