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vorheriger Artikela-t 1997; Nr. 10: 108 
Nachwirkungen

Hintergrund zur Marktrücknahme von Fenfluramin (PONDERAX) und Dexfenfluramin (ISOMERIDE): Innerhalb weniger Wochen ist die Zahl der Berichte über lebensbedrohliche Herzklappenschäden in Verbindung mit den Appetithemmern Fenfluramin (PONDERAX) und Dexfenfluramin (ISOMERIDE; a-t 8 [1997], 88; 9 [1997], 100) auf über 100 angewachsen. Weitere alarmierende Befunde veranlassten die amerikanische Gesundheitsbehörde FDA, den Herstellern die "freiwillige" Marktrücknahme nahe zu legen: Bei jedem dritten Anwender (92 von 291) von (Dex-) Fenfluramin (allein oder in Kombination mit anderen Appetithemmern) fallen im Ultraschall asymptomatische Veränderungen der Herzklappen auf, die mit einer Aorten- und/oder Mitralklappeninsuffizienz einhergehen. Am 15. September kamen beide Mittel weltweit vom Markt. Der deutsche Vertreiber Servier verharmlost den Sachverhalt mit Einschätzungen wie "Einzelfallcharakter" ohne "den geringsten Hinweis auf einen kausalen Zusammenhang" (Rote-Hand-Brief vom 17. Sept. 1997). Die FDA hält dagegen den Zusammenhang für "wahrscheinlich" und die Einnahme der Mittel für ein "nicht akzeptables Risiko" (FDA: HHS News vom 15. Sept. 1997). Ob sich die Veränderungen nach Absetzen der Appetithemmer zurückbilden, ist nicht bekannt. Trotz millionenfacher Verwendung konnte die Schädigung so lange verborgen bleiben, weil Herzklappenerkrankungen eine ungewöhnliche Störwirkung von Arzneimitteln sind, auf die weder in klinischen Studien noch in Abspeckprogrammen geachtet wird (FDA "Fen-Phen"-News, 18. Sept. 1997). Sollte sich das Ausmaß der Klappenschäden bestätigen, könnte auf die Hersteller eines der bislang größten Schadenersatzverfahren zukommen. Schon jetzt sind zahlreiche Klagen in den USA anhängig. Dort starten Anwälte ein Netzwerk, deren Mitglieder für 250 Dollar regelmäßige Newsletter zum Stand der Erkenntnisse erhalten (Scrip 2270 [1997], 20).


© 1997 arznei-telegramm

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