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Wirken Bisphosphonate krebshemmend? Bisphosphonate wie Clodronat (OSTAC u.a.) hemmen Knochenabbau, der durch Skelettmetastasen maligner Tumoren verursacht wird. Bei Frauen mit Brustkrebs und Knochenmetastasen lindern sie Knochenschmerzen, beugen pathologischen Frakturen vor und senken überhöhte Kalziumspiegel (a-t 4 [1995], 36). Die vom Pyrophosphat abgeleiteten Mittel können möglicherweise auch die Absiedelung von Tochtergeschwülsten vermindern. In einer jetzt publizierten Studie aus der Universitätsfrauenklinik Heidelberg nehmen 157 Frauen mit Brustkrebs und Nachweis von Tumorzellen im Knochenmark, die keine manifesten Fernmetastasen haben, zusätzlich zur Standardbehandlung nach Operation adjuvant täglich 1.600 mg Clodronat ein. 145 Frauen erhalten die übliche adjuvante endokrine Behandlung oder Chemotherapie allein. Innerhalb des Studienzeitraums (im Median drei Jahre) sind in der Interventionsgruppe halb so viele Patientinnen von Fernmetastasen betroffen wie in der Kontrollgruppe (21 [13%] versus 42 [29%]). Der Einfluss des Bisphosphonats beschränkt sich offenbar nicht auf die Tumorabsiedelung im Knochen: Unter Clodronat entwickeln 12 (8%) Frauen Tochtergeschwülste im Skelett und 13 (8%) in inneren Organen, unter Standardtherapie allein sind es 25 (17%) bzw. 27 (19%). 6 (4%) der Clodronat-Anwenderinnen sterben im Beobachtungszeitraum im Vergleich zu 22 (15%) in der Kontrollgruppe. Die Sterblichkeit ist jedoch kein primärer Studienendpunkt und somit von eingeschränktem Aussagewert. In einer weiteren, bislang nur als Abstract veröffentlichten Untersuchung senkt adjuvant eingenommenes Clodronat ebenfalls die Rate der Knochenmetastasen. Ein Wirkmechanismus ist nicht bekannt. Experimentell fördern Aminobisphosphonate wie Pamidronat (AREDIA), nicht aber Clodronat, den Zelltod (Apoptose) von Osteoklasten und Tumorzellen. Diskutiert wird andererseits ein durch Bisphosphonate verändertes Milieu, in dem durch Hemmung der Knochenresorption weniger Wachstumsfaktoren freigesetzt werden (DIEL, I. J. et al.: N. Engl. J. Med. 339 [1998], 357; MUNDY, G. R., T. YONEDA: N. Engl. J. Med. 339 [1998], 398). Bestätigende Studien sind abzuwarten, -Red.


© 1998 arznei-telegramm

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