logo
logo
Die Information für medizinische Fachkreise
Neutral, unabhängig und anzeigenfrei
vorheriger Artikela-t 1999; Nr. 5: 54nächster Artikel
Korrespondenz

WANN KNOCHENDICHTE BESTIMMEN?

... Die Annahme, die Indikation zur Osteodensitometrie bestünde erst nach einer eingetretenen Fraktur, zeigt die völlige Fehleinschätzung dieser Methode. Sie muss vielmehr im Vorfeld der "manifesten Osteoporose" zur Anwendung kommen, nachdem sich ein entsprechendes Risikoprofil in der Anamnese ergeben hat, um einer sich später einstellenden Fraktur durch therapeutische Maßnahmen rechtzeitig entgegenzuwirken.

Würden Sie erst nach eingetretenem Apoplex mit Hemiparese die Indikation zu einer Blutdruckmessung sehen, um dem Patienten rückblickend mitteilen zu können, er sei ein Risikopatient für einen Schlaganfall gewesen?

Dr. med. P. CLARENZ (Facharzt für Orthopädie und Chirotherapie)
D-94051 Hauzenberg

Es gibt bis heute keine Studien, in denen belegt wird, dass ein Screeningprogramm mit Knochendichtemessung und nachfolgender Frühtherapie die Frakturhäufigkeit senkt. Nach einer Evaluation für den Bundesausschuss Ärzte/Krankenkassen1 würden durch allgemeines Screening vermutlich weniger als 8% der zu erwartenden Frakturen verhindert. Auch für ein gezieltes Screening gefährdeter Patienten fehlen hinreichende Daten. Ein Risikofaktorprofil, das zusammen mit der Knochendichtemessung eine Hochrisikogruppe hinreichend sicher identifiziert, die von einer medikamentösen Intervention profitiert, ist nicht vorhanden. Es ist sogar noch offen, welche Faktoren in dieses Profil einzubeziehen wären.1 Hinzu kommt, dass für keines der verfügbaren Arzneimittel eine positive Nutzen-Risiko-Bilanz für die langfristige primäre Prophylaxe osteoporotischer Frakturen belegt ist.

Im Unterschied zur Osteoporose richtet sich die Definition der arteriellen Hypertonie (RR 140/90 mmHg und höher) nach randomisierten Interventionsstudien: Die medikamentöse Therapie schützt Patienten mit diesen Werten nachweislich vor Folgeerkrankungen des erhöhten Blutdruckes (vgl. a-t 6 [1998], 54), -Red.

1

LÜHMANN, D. et al.: "Die Rolle der Osteodensitometrie im Rahmen der Primär-, Sekundär- und Tertiärprävention/Therapie der Osteoporose", http://www.dimdi.de, 21. April 1999


© 1999 arznei-telegramm

Autor: angegebene Leser bzw. Redaktion arznei-telegramm - Wer wir sind und wie wir arbeiten

Diese Publikation ist urheberrechtlich geschützt. Vervielfältigung sowie Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen ist nur mit Genehmigung des arznei-telegramm® gestattet.

vorheriger Artikela-t 1999; Nr. 5: 54nächster Artikel